Graham Nash ist von Neil Young oft „angepisst“

Graham Nash blickt mit gemischten Gefühlen auf die Zusammenarbeit mit Neil Young zurück.

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In einem Interview sprach Graham Nash (83) über seine komplizierte Beziehung zu Neil Young (79) – und fand dabei deutliche Worte.  Zusammen mit David Crosby (†81) und Stephen Stills (80) schrieb das Quartett als Crosby, Stills, Nash & Young (CSNY) Musikgeschichte – doch hinter den Kulissen brodelte es häufig.

Besonders Youngs Verhalten sorgte bei Nash wiederholt für Ärger, wie der legendäre Songwriter im Interview im Podcast „The Rockonteurs“ auspackt. „Ich habe großen Respekt vor Neil. Ich weiß, dass er ein wunderbarer Musiker ist, aber er macht gelegentlich Dinge, die mich wirklich ärgern“, sagt Nash im Gespräch. Noch deutlicher: „Er tut manchmal Dinge, die mich wirklich anpissen.“

Neil Young reiste lieber allein

Ein Beispiel, das Nash bis heute beschäftigt: Youngs Sonderrolle während der legendären Stadiontour 1974. „Er ist immer allein gereist“, erinnert sich Nash. „Er reiste nie in den Bussen wie ich und David und Stephen auf der gesamten Tournee 1974. Er hat sich nie angeschlossen. Er ist nie mit uns gereist.“ Diese Distanz, die Young zu seinen Bandkollegen pflegte, blieb über die Jahre hinweg ein Reizthema.

Dabei war es Nash, der 1969 maßgeblich daran beteiligt war, Young in die Band zu holen. 1969 schlug Atlantic-Records-Chef Ahmet Ertegun († 83) vor, Neil Young als viertes Mitglied zu CSN zu holen. Nash war skeptisch und bestand darauf, ihn zuerst kennenzulernen. Das Treffen fand bei einem Frühstück in einem Café in Manhattan statt – mit überraschendem Ausgang „Nach dem Frühstück hätte ich ihn zum König der Welt gemacht. Er war witzig, bescheiden und verdammt schlau“, erinnert sich Nash.

„Déjà Vu“ – ein Album, das auch ohne Neil funktioniert hätte?

Das erste und einzige reguläre Studioalbum von CSNY, „Déjà Vu“ (1970), wurde ein riesiger Erfolg. Und doch bleibt Nash zwiegespalten, was Youngs Anteil angeht. Schließlich sei vieles bereits ohne Young, der seit 2018 mit der Schauspielerin Daryl Hannah (64, „Kill Bill“) verheiratet ist, vorhanden gewesen: „Ich meine, die Wahrheit ist, dass das „Déjà Vu“-Album in gewisser Weise die zweite CSN-Platte hätte sein sollen“, so Nash. „Wir hatten bereits ‚Almost Cut My Hair‘. Wir hatten ‚Teach Your Children‘, dann ‚Our House‘ und ‚4 + 20‘, und wir hatten ‚Carry On‘.“ Sein persönlichstes Album habe Nash mit 81 Jahren aufgenommen, wie er uns im exklusiven Interview erzählt.

Was folgte, war eine explosive Chemie – musikalisch wie menschlich. Doch die Bilanz fällt nüchtern aus: „Wir haben nur zwei Songs von Neil bekommen (‚Helpless‘, ‚Everybody I love you‘) und er hat bei ‚Teach Your Children‘ oder ‚Our House‘ keine einzige Note gespielt oder gesungen“, so Nash weiter zu „The Rockonteurs“. Und bringt es auf den Punkt: „In gewisser Weise war Neil das Beste, was CSN je passiert ist, und das Schlimmste, was CSN je passiert ist“.

Nash kommt im Rahmen seiner Tour „More Evenings of Songs & Stories 2025“ für sechs Konzerte nach Deutschland.

Ein ewiges Kommen und Gehen

Das Aufeinanderprallen der Egos innerhalb von CSNY hielt die Band ständig in Bewegung. Die Gruppe war über die Jahre hinweg oft lange Zeit inaktiv, beginnend mit ihrer ersten Auflösung im Jahr 1970. Selbst nach der Wiedervereinigung für eine Stadiontournee im Jahr 1974 blieb es kompliziert – Young stieg während eines Großteils ihrer Existenz immer wieder ein und aus. Laut Young war es endgültig vorbei, als sich David Crosby 2014 abfällig über seine damals neue Freundin Daryl Hannah äußerte. Heute ist Young, der „Godfather of Grunge“, nach seinen Konzerten völlig ausgelaugt.