Grafik: Jeden Bushido-Diss auf einen Blick
Bushido disst fast alle. Schließlich macht er deutschen Gangsta-Rap. Doch warum er das tut und wen oder was er alles addressiert, ist in einer interaktiven Grafik visualisiert worden.
Wer im deutschen HipHop beleidigt wird, sollte sich glücklich schätzen – denn, so analysierten es Autoren der „WELT“: Ein Diss ist eine Liebeserklärung. Klingt komisch, ist aber eigentlich ganz logisch. Man ist der Rede und der Beleidigung wert.
Die WELT hat die Adressaten in drei Gruppen anhand des neuen Bushido-Albums „Carlo Cokxxx Nutten 3“ kategorisiert.
Hierbei stünde ganz klar die Konkurrenz, also andere Rapper, im Vordergrund. Diese anzugreifen, etwa durch Sätze wie „Ich stech dich ab, du Kek“, würde bedeuten, sie als Bedrohung anzuerkennen, somit zu lobpreisen, aber dennoch den eigenen Standpunkt zu bestärken.
Als zweite Gruppe würden sich Personen des öffentlichen Lebens definieren, von Politikern bis zur Z-Prominenz ist hier alles dabei, was gesellschaftlich agiert und auffällt. Kurios: Trotz der Wortwahl im Rap, sollen die Lyrics hier als moralisches Sprachrohr fungieren, denn sie analysieren und bewerten soziale Gepflogenheiten sowie Tendenzen des gesellschaftlichen Lebens. Als Beispiel dient hier Bushidos Zeile über einen Bordell-Besitzer: „Deine arbeitslosen Kumpels singen Nazi-Chöre/ Im Gefängnis ist Prinz Marcus nicht mehr so ein Partylöwe“, wobei der Rapper als Mahner auftreten würde, der subtil und auch durch Übersteuerung zu Besserung aufruft.
Als letzten Adressat nennen die Autoren die sozialen Randgruppen, wie etwa die Hipster. Um sich von Bevölkerungsgruppen zu distanzieren, so die WELT, würden sich Rapper mit Migrationshintergrund selbst als Kanaken bezeichnen und Hipster auch als Gegner der Street-Credibility verstehen. Hier wirken viele Faktoren, die sich kulturhistorisch evaluiert haben – doch so oder so: Ein Diss scheint wohl doch etwas Nettes zu sein. Ein Stück Gesellschaftsanalysiere.
Bushido ist einer der namenhaftesten Rapper in Deutschland und deshalb eine genauere Betrachtung wert. Und so haben Frédéric Schwilden, Anna Wagner und Igor Savchenko sein neues Album „Carlo Cokxxx Nutten 3“ auf Disses untersucht. Die interaktive Grafik finden Sie hier.