Gotye – Entweder/Oder
in Australien, wo Wouter De Backer alias Gotye seit seiner Kindheit lebt, ist der 28-jährige Songwriter längst ein Popstar. Sein zweites Album „Like Drawing Blood“ erschien dort bereits 2006 und wurde von den Hörern des nationalen Jugendradio-Senders „Triple J“ zum Album des Jahres gewählt. Gotye selber erhielt dann 2007 den „australischen Echo“ ARIA, als „bester männlicher Künstler“. Tatsächlich ist „Like Drawing Blood“ eine gelungene Reise durch die avancierte Popmusik der letzten Jahrzehnte: „Learnalilgivinanlovin“ präsentiert sich im lupenreinen Retro-Soul-Gewand, das dunkle „Hearts A Mess“ kreist um ein magisches Orgel-Riff, während „Puzzle With A Piece Missing“ Dub und einen imaginären Film-Noir-Soundtrack zusammendenkt. „Thanks For Your Time“ würde auch auf einem frühen Soloalbum von Peter Gabriel eine gute Figur machen. Gotye frönt dabei einem Eklektizismus, wie man ihn auch bei Beck oder DJ Shadow findet. Mit dem Unterschied, dass sich unser australischer Freund seine Inspiration eher bei Depeche Mode und The Police holt als bei obskuren Funk- und Krautrock-Musikern.
WOUTER DE BACKER ODER GOTYE?
Ich bin mir sicher, dass mein Geburtsname Wouter – ich wurde in Belgien geboren, und meine Eltern sind beide Flamen – auf französisch „Gaultier“ bedeutet. Meine Mutter sprach sowohl flämisch als auch französisch, und als ich noch klein war, nannte sie mich manchmal „Gaultier“. Ich dachte, ich mache das noch etwas interessanter und versuche es mit der Gotye Schreibweise.
SOLO- ODER BAND-KARRIERE?
In meinem Fall hoffentlich beides. Für alle die es nicht wissen: Wenn ich nicht als Gotye Musik mache, spiele ich mit meinen Kumpels Kris und Tim als The Basics. Wir sind wahrscheinlich eher deutsch als australisch, denn Chris‘ Vater ist in Deutschland geboren, und meine Großmutter kommt ebenfalls von dort.
GROSSSTADT ODER COUNTRY LIFE?
Ich habe den größten Teil meines Lebens in der Nähe des Buschs oder des Strands verbracht. Im Moment genieße ich eine kleine Ecke der Welt namens Merricks Beach, das ist etwa anderthalb Stunden südöstlich von Melbourne, ich könnte es hier noch eine lange Zeit aushalten.
FLEISCH ODER GEMUSE?
Captain vegetable, aus der Sesamstraße: „Your new favourite super hero.“ Es ist unmöglich, sich nicht für Gemüse zu entscheiden, nachdem man als Kind diesen brillant gesundheitsfreundlichen Ernährungs-Song gesehen hat. Wer das verpasst hat, kann es auf meiner Youtube-Seite nachholen: www.youtube.com/gotyemusic. Da gibt es eine Playlist namens „Sesame Street rocks!“.
BÜHNE ODER STUDIO?
Ich bevorzuge die magischen und hyperrealen Möglichkeiten, die mir das Studio bietet. Live spielen betrachte ich als eine Herausforderung, die mich hoffentlich auch irgendwann zu einem besseren Musiker macht. Aber die viele Zeit, die dabei draufgeht. wenn man unterwegs ist und auf die Auftritte wartet, kam mir nie so befriedigend vor wie die vielen Stunden, die man sich durch Platten gräbt oder an einer neuen Aufnahme arbeitet.
THE POLICE ODER THE KLF?
Das ist eine harte Nuss. Ich hebe beide, und beide Bands hatten einen großen Einfluss auf meinen Musikgeschmack als Teenager. Ich nehme allerdings The KLF. Seit Ewigkeiten suche ich eine Original-Kopie von KLFs „1987: What The F%$K Is Going On“. Ich bin mir aber nicht sicher, ob ich dieses rare Stück jemals finden werde.