Gorillaz live in Köln: Wir „erleben“ die Musik per „Cheez it Cardboard“
Bei der „Gorillaz Liveshow in 360°“ kam fast schon Musical-Atmosphäre auf. Damon Albarn und Kollegen präsentierten dabei ihr neues Album „Humanz“.
Am Anfang gab es eine Gebrauchsanweisung. Eine Führung von Seiten des Technischen Leiters des digitalen Spektakels, der in einer Art „Sendung Mit der Maus“-Erläuterung der Presse die Wirkungsweise einer 360-Grad-Digital-Show erklärte. Allerlei schicke Nerd-Details mit viel Techno-Schnack und kugelförmiger Kamera-Optik. Ein Mash-Up der Bilder, die dann weltweit ins Netz geschossen worden sind.
Wie sind auf dem Elektronic-Beats-Abend der Deutschen Telekom. Aktuell heißen die Nutznießer diesen fetten Marketings-Stunts, nachdem in den zuletzt bereits Depeche Mode oder New Order mit wechselnden Konzepten durch die Lande geschickt wurden: GORILLAZ, die Comic-Charaktere. Die Band von Damon Albarn.
Im etwa 3.000 Gäste fassenden Kölner Palladium merkte man später von den Wunderwerken der Technik nicht allzu viel. Dafür konnte sich das zumeist Twen-mäßige Publikum von Magenta-farbigen Stellwänden in den Gorillaz-Comic posten lassen. Voll interaktiv und la la la lustig. „Cheez it Cardboard and I am trunoodle like it“, heißt das dann in App-Neo-Sprech. Analog sah das aus wie auf der Kirmes.
„KÖLN!“
Echte Musik gab es natürlich auch, als länglicher Teaser, bevor die Gorillaz dann im Herbst auf „echte“ Europatour gehen. Ein überaus opulentes Bühnen-Line-up fuhren sie schon im Palladium auf. Zwei Schlagzeuge, dazu Percussion und ein vielstimmiger Soul-Chor. Albarn begrüßte „KÖLN“ auf deutsch und legte sich mächtig ins Zeug. Bei so viel edlem Bühnengerät gab es auch einen ausgezeichneten Sound, der insgesamt so perfekt klang, als wäre man bei einem Gorillaz-Musical.
Die Comic-Story wurde ja mit dem neuen Album noch einmal erweitert. Entsprechende Videoeinspielungen hielten die „Menschen aus Fleisch und Blut im Reich der Fantasie“-Saga am Kochen. Das Publikum ging mit; Hände in den Himmel. Warmer, langer Applaus. Ein gefälliges Aufbrezeln der neuen Songs (eher halbgar) – und neuen Hits, die besonders im Zugabenblock gebündelt wurden.
Etwa „Stylo“ oder der Oberklopper vom Anbeginn der Gorillaz, „Clint Eastwood“. Dazu auch das weniger hittige „5/4“. Albarn gab den Publikumsheld und setzte zum Stagediving an. Da hatte man das Technologie-Brimborium durmherum schon fast wieder vergessen.
Wie sagte einer unserer Begleiter: „Man wollte besonders funky sein, hat aber nicht geklappt, nützte auch kein 360 Grad! Wollte Prince sein, war aber eher Sigue Sigue Sputnik!“