GOODBYE
In den frühen siebziger Jahren inkorporierte John Denver den sauberen, unverdorbenen Landjungen; mit Weisen wie „Country Roads“ war er in den USA zum Superstar geworden. Das Gespött von kritischeren Zeitgenossen konnte er verschmerzen, doch am Ende der Dekade blieb der große Erfolg aus. Auch privat glänzte nicht alles – nach einer Scheidung und Trennung von den Kindern rutschte Denver in den Alkoholismus. Neben karitativen Engagements arbeitete er zuletzt jedoch an einem Comeback, als er mit einem von ihm selbst konstruierten Flugzeug vor der Küste von Kalifornien abstürzte. Makabrerweise hieß der erste von ihm geschriebene Hit für Peter, Paul & Mary – „Leaving On A Jet Plane“.
Seine letzten beiden Lebensjahre tourte Townes Van Zandt im Wissen um sein nahendes Ende. Gezeichnet von der Krankheit, bestieg er noch unzählige Bühnen, vor allem in Europa, flachste über seine „broken-down engine“, gab sich dem finalen Blues hin und füllte mit nachlassender Kraft seine tragischen Songs mit manchmal unerträglicher Authentizität. Too real für viele seiner Fans, die es vorzogen, zu Hause zu bleiben, wenn Townes in die Stadt kam, in „Marie“ vom Tod sang, in „The Hole“ vom Entrinnen und im „Sanitarium Blues“ von beidem. Ein Blutgerinsel war es, das ihn dahinraffte, am Neujahrsabend.
Er kannte kein Maß, und sein Übermut wurde ihm zum Verhängnis: Jeff Buckley war gerade 30 Jahre alt und hatte zwei Platten veröffentlicht, als er im Mississippi ertrank, unter Wsser gezogen von einer tückischen Strömung. Der Sohn von Tim Buckley hatte erst vor drei Jahren auf sich aufmerksam gemacht, als sein gefeiertes Debüt-Album „Grace“ erschien, ein Album voller Emphase und juvenilem Glühen, das zu schönsten Hoffnungen berechtigte. Tatsächlich folgte lange nichts – und im Frühjahr dieses Jahres war Buckley im Studio endlich mit den Aufnahmen für ein neues Album beschäftigt. Mit einem Freund unterwegs, sprang er in der Dämmerung in den Fluß und verschwand bald darauf; erst nach Tagen herrschte Gewißheit. Die verbliebenen Songs sollen laut Jeff Buckleys Familie noch veröffentlicht werden.
Das UK-Rock n’Roll-Magazin „Now Dig This“ überschrieb seinen Nachruf auf Colonel Tom Parker nicht sehr pietätvoll mit „Sonofobiturary“, und tatsächlich wird die Musikgeschichte den selbsternannten Colonel als den Mann in trauriger Erinnerung behalten, der Elvis domestizierte und in fadenscheinigen Filmen verheizte. Und ihn nach Strich und Faden ausnahm. Der 50-Prozent-Management-Deal, den Parker dem arglosen, jungen Presley unterjubelte, war glatter Diebstahl. Andererseits hatte Parker eine nicht zu unterschätzende Schutzfunktion für Elvis. Gauner und Gönner.
Geboren 1929 in Chicago, war LaVern Baker eine Ikone unter den Soul-Sängerinnen der Fifties. Als Kind bereits in Studios zu Hause, als Teenager mit dem Moniker „Little Miss Sharecropper“ versehen, fand LaVern über Blues und Swing zum R & B, reüssierte zuerst in den Südstaaten und landete später ihre großen Hits, von „Tweedlee Dee“ über „Jim Dandy“ bis „I Cried A Tear“ auf Atlantic Records. In den Sixties wurde es stiller um sie, doch hörte sie nie auf zu singen, nicht einmal 1994, als ihr aufgrund einer schweren Diabetes beide Beine amputiert werden mußten. Noch im Dezember des vergangenen Jahres trat sie auf, im Rollstuhl.