Going Underground
Für die Aufnahmen zu einer Live-DVD, die 2008 erscheinen soll, luden Queens Of The Stone Age in ein Salzbergwerk ein.
Einn Konzert unter der Erde! Das m-^ erlebt man nicht alle Tage. Und P -^ so zeigte sich auch Josh Homme, sonst gern mal wortkarg und schweigsam wie ein Wüstensohn, schwer beeindruckt von dem Schlund, der Welt im Berg und einer Art religiöser Erfahrung in „700 Metern Tiefe.
„Im Erlebnisbergwerk Sondershausen bei Erfurt ist die Fahrt in die Grube in .erster Linie ein Spaß: Seit knapp einer .Dekade wird hier kein Salz mehr gefördert, dafür aber die Kultur und der Tourismus. Wer mag, lässt sich durch die Stollen führen, rudert auf einem unterirdischen Laugensee oder rutscht mit einem „Arschleder“ auf einer Salzjrutsche in die Tiefe. Sogar eine Bowling-Bahn wurde in den Berg gehämmert. Auch der Konzertsaal ist nicht eigens für Queens Of The Stone Age eingerichtet worden – Oldie-Bands gastieren in der ungewöhnlichen Location ebenso wie fahrende irische Säuger und Komödianten. Wer Josh Homme und sein Gefolge ¿’Untertage erleben wollte, musste bei einem Preisausschreiben gewinnen; im Verkauf waren die 330 Tickets nicht Zu haben. In vier Bussen fuhren die Glücklichen von Hamburg, Berlin, Köln und München aus nach Sondershausen und versammelten sich nach einer Bergwerksführung im bestuhlten Konzertsaal-aufWunsch der Band im Bergwerks-Kittcl und mit gelben Helmen auf dem Kopf. Eine gute Idee, die auch Rammstein gefallen würde.
Zu diesem Zeitpunkt sind Queens Of The Stone Age schon fast zehn Stunden im Fels. Die Band verbringt den Tag im Abgrund, genau wie die Crew, die Sicherheitsleute und die übrige Entourage. Ein Abenteuer! Genau das hatte Josh Homme sich vorgestellt.
Die Idee
Wir haben vor einiger Zeit begonnen, in den USA in Städten zu spielen, wo sonst keiner spielt. Kleine Käffer fernab der normalen Tourstrecken. Musik ist für uns wie ein Genussmittel, ein Luxus, an dem wir uns berauschen. Aber die wirklich guten Momente sind rarer, als man denkt – man muss kreativ sein, um an sie ran zu kommen. Das war unser Ziel mit dieser Tour durch die Provinz: Wir wollten uns selbst überraschen, uns einen Kick geben. Reine Selbstsucht, wenn du so willst.
Der nächste Schritt war dann schnell klar: Nach den seltsamen Städten kommen die seltsamen Locations. Wir haben weltweit unsere Späher losgeschickt, um möglichst ungewöhnliche Orte für ein QOTSA-Konzert zu suchen – und sie kamen mit ein paar absolut durchgeknallten Vorschlägen.
Die Idee, in diesem deutschen Salzbergwerk zu spielen, war zu einem relativ frühen Zeitpunkt auf dem Tisch, Volltreffer! Als wir die Fotos sahen, war klar, dass wir den ersten venue gefunden hatten. We knew we would have the chance to do something classic, you see.“
Die Grube
„Der einzige Weg zu dem Konzertsaal ist ein Korb-Fahrstuhl, der direkt durch den Stein führt. Mir war ziemlich mulmig dabei: Man fährt vier Minuten durch einen pechschwarzen Schacht und hört nur das Krächzen der Seilwinde und den eigenen Atem. It’s like leaving the planet. Dann öffnet sich vor einem diese weiße Welt, und man kommt sich vor wie auf einem anderen Stern. Es gibt da unten einen Salzsee, jede Menge verlassener Tunnel und sogar einen LKW-Friedhof- die Laster kommen ja in Einzelteilen an und werden erst dann zusammengebaut. Wenn sie kaputt sind, werden sie einfach in die Ecke gestellt; es ist zu aufwendig, sie wieder auseinander zu bauen und nach oben zu schaffen.
Mir ging es am Tag des Konzertes nicht besonders; ich war krank und kurz davor, meine Stimme zu verlieren. Zum Glück öffnete die extrem salzige Luft meine Atemwege. Aber dafür hatte ich mit Klaustrophobie zu kämpfen. Ich komme nicht gut klar, wenn ich mich eingeschlossen fühle. Mir blieb ein paar mal die Luft weg, und ich hatte kleinere Panikattacken. Man fühlt einfach, dass über einem eine halbe Meile Stein ist.
Der Sound war am Anfang schwierig. So ein Berg ist natürlich eine totale Hallkammer, und wir mussten ziemlich herumdoktern, bis es gut klang.“
Das Konzert
„Als wir uns entschlossen hatten, unter der Erde zu spielen, wussten wir sofort, dass die Musik genau passen musste. Deshalb haben wir eher das esoterische Zeug gespielt, deep album cuts, die sonst nicht so oft im Programm sind, dazu Cover von Tom Waits und Billy Idol. Das Ganze durfte außerdem nicht die volle Lautstärke haben es hat 2war keiner die Dezibel gemessen, aber zu viel riskieren wollten wir da unten auch nicht.
Ein Raum macht ja immer etwas mit der Musik, die man in ihm spielt, und der Berg hat unsere Lieder geöffnet. Er hat ihnen eine Dramatik verliehen, die wir als Band nicht aus ihnen hatten herausholen können – die Art von Dramatik, die albern ist, wenn man sie erzwingen will. as war ein erhebender Moment, den wir alle gemeinsam erlebt haben – nicht so wie sonst, die Band hier oben, das Publikum da unten. Die Leute saßen da mit ihren blauen Bcrgmänteln und gelben Schutzhelmen, und alle hatten ein Lächeln auf dem Gesicht. Aber gleichzeitig war et was Gefährliches, Beängstigendes im Raum, und auch diesen Kloß hatten wir gemeinsam im Hals. A very unifying experience. Das Konzert in Sondershausen hat uns total angefixt, mehr obskure Konzerte zu spielen, mehr Orte zu entdecken, an denen sonst niemand auftritt. Gib uns noch ein paar Jahre, dann treten wir als erste Band auf dem Mond auf.“