Glen Hansard – Ab nach Hause
"Once" und The Swell Season hat Glen Hansard hinter sich gelassen: Der irische Songschreiber ist in seine Heimat zurückgekehrt - und bereitet das Abendbrot für seine Mutter
Vor zwei Jahren zog Glen Hansard, der irischste aller irischen Songwriter, nach New York. The Swell Season hatten kurz zuvor eine Welttournee beendet, die allen Beteiligten viel abverlangt hatte – Hansard wollte eine Pause und einen Tapetenwechsel. „Wenn du den Mutterboden zu viel beackerst, wird er sauer. Ich merkte, dass die Musik zu leiden begann.“
Drei Jahre im Überflug waren zu diesem Zeitpunkt vergangen. Hansard und Partnerin Marketa Irglová waren dank des Wunderfilms „Once“ aus Versehen zu Stars geworden, hatten für das Lied „Falling Slowly“ einen Oscar bekommen und danach überall vor großem Publikum gespielt. Während die damals kaum volljährige Irglova, ein bescheidenes Mädchen ohne Allüren, den Ruhm mit einem Schulterzucken nahm, fühlte Hansard sich nach 17 Jahren Kampf für den Erfolg wie ein Verräter. „Nach dem Oscar sagte Bruce Springsteen mir, der Typ, der du warst – der, der immer dem Ruhm nachläuft -, ist jetzt tot. Du wirst eine Weile trauern, erst dann kannst du wirklich dieses neue Leben leben. Ich habe das viel zu spät gemacht – mich geerdet.“
Doch auch in New York konnte Hansard der eigenen Musik nicht ganz entkommen: Am Broadway läuft seit einigen Monaten die Musical-Version von „Once“. Wieder hatte Hansard Zweifel und fürchtete den Ausverkauf, coachte dann aber die Sänger, um dem Stück wenigstens etwas der eigenen Persönlichkeit aufzudrücken.
Weil Hansard wohl nicht anders kann, nahm er dann doch neue Songs auf. „Rhythm And Repose“ ist das erste Soloalbum von Glen Hansard, dessen Werke aber natürlich in gewisser Weise immer Soloalben waren. Obwohl der Sänger es anders sieht, könnte es genauso gut das nächste Werk von The Swell Season sein. Hansard führt den inbrünstigen Songwriter-Soul des Vorgängers „Strict Joy“ einen Schritt weiter, schreit und barmt und kommt seinem Idol Van Morrison noch ein bisschen näher.
Irglová singt hier und dort im Background, doch dabei wird es in der absehbaren Zukunft bleiben, sagt Hansard. „Bei The Swell Season ging es immer um die wunderschöne, aber sehr intensive Beziehung zwischen uns beiden. Heute sind Mar und ich eher gute Freunde, mehr nicht. Wenn wir jetzt ein Album machen würden, wäre es so wie in einer Geschäftsbeziehung.“
Da liest man viel hinein. Hansard und Irglová mimten im richtigen Leben auf eine kuriose Art die Geschehnisse aus dem Film „Once“, waren ein Paar, dann wieder nicht. Eine unlängst erschienene Dokumentation zeigt die Beziehung der beiden ebenso wie die Musik von The Swell Season. „In so einem Film will man ja gut rüberkommen und cool sein. Aber was ich sah, war nicht cool. Ich streite mit meiner Mutter und benehme ich seltsam. Ich fand’s furchtbar und versuchte das ganze Projekt zu kippen, aber Mar sagte, du wolltest den Film, jetzt lass‘ ihn auch existieren.“
The Swell Season sind vorerst Geschichte, das ist das Ergebnis der Auszeit in New York. Hansard lebt nun wieder in Dublin. „Ich koche meiner Mutter Abendessen und hänge mit meinen Brüdern rum. Das macht mich glücklich.“