Gipfeltreffen: Mit FOO FIGHTERS und SUPERGRASS messen sich zwei Power-Pop-Ensembles
Power-Pop, du Glücksbringer, du Grund, unnötig Bier zu trinken, fremde Menschen singend zu umarmen und sie dann gleich wieder loszulassen, weil ihre verschwitzten T-Shirts so eklig stinken. Was immer die zwei Bands dieser Doppelpack-Töur von psychedelischen Einfluss-Splittern und Lebenskrisen labern, die irgendwie in den Texten verarbeitet wurden – bei diesen Konzerten geht es um das, was die Engländer ein knees-up nennen. Ein spätes Oktoberfest für Indie-Popper.
Die Foo Fighters wurden vor sieben Jahren von Dave Grohl bewusst als Gegenuniversum zum pathologischen Nirvana-Rock gegründet – für die erste Platte nahm er einige Stücke auf, die schon lange bei ihm herumlagen, aber in der alten Band nicht einsetzbar waren. Das ging musikalisch zwar auf Kosten der Einzigartigkeit, aber mittlerweile ist aus Grohls Selbstverwirklichungs-Therapie wenigstens eine feste Gruppe geworden, die gerade das vierte Album „One By One“ gemacht hat. „Wenn wir zusammen komponieren, kommen oft sehr aggressive oder dissonante oder düstere Instrumentals heraus“, hat er der Chef kürzlich erzählt, „und wenn ich dann die Gesangsmelodie dazu erfinde, suche ich meistens unbewusst nach dem Licht am Ende des Tunnels. Ich singe eine süße Melodie zu Musik, die kein bisschen süß ist.“ Wie gesagt, an Stagedivern und Crowdsurfern gehen die Nuancen im Foo Fighters-OEuvre vorbei, was Grohl recht sein wird.
Bei Supergrass empfiehlt sich heftiges Fußwippen und Mitschunkeln zu präzisen Drei-Minuten-Rock-Songs. Das Trio, auf der Bühne ergänzt um einen Keyboader, spielt keinen Schnörkel zuviel und besticht durch uneitles Auftreten. Im Fußball heißt das „ergebnisorientiert“. Man hat den Eindruck, die Briten seien schon ewig im Geschäft, weil sie in der großen Zeit des Britpop mit „I Should Coco“ eine der schmissigsten Platten vorlegten und stets reichlich Zeit bis zum nächsten Werk vergehen ließen.
Auch „Life On Other Planets“ enttäuscht mit reichlich Mod-Pop, Psychedelia, Glam-Rock und Sixties-Schwelgerei nicht Es ist ein munteres „Rate die Zitate“-Spiel, das aber auch ohne allzu elaborierte pophistorische Kenntnisse begeistert. Dass es bei Supergrass um nichts Besonderes geht und die Band sich aus allen Debatten klug heraushält, gerät ihr nicht zum Nachteil: Während es ambitionierte Bands wie Pulp zerbröselt hat, finden Supergrass mit Konzentration auf die Musik immer neue Inspiration.
Mag sein, dass sie ursprünglich vom Kiffen ihre Kicks bekamen – vernebelt und weggetreten klangen sie zu keiner Zeit, auch wenn ihre Stücke heute schon mal neun Minuten mäandern. Sogar das ist so überzeugend, dass man Supergrass gar nicht erkennt.