Gil Ofarim: kein Alkohol, dafür professionelle Hilfe – und keine öffentliche Entschuldigung beim Westin
Gil Ofarim bittet um eine zweite Chance. Und stellt sich selbst in den Mittelpunkt seines Reue-Videos
Gil Ofarim hat auf Instagram um Verzeihung für sein Verhalten in der „Davidsternketten-Affäre“ gebeten. In einem schwarzweiß gefilmten Video in den sozialen Netzwerken sagt der Musiker: „Guten Tag zusammen und Shalom. Ich habe mehrfach versucht, dieses Video aufzunehmen.“ Trauriger Blick, schwere Stimme. „Ich übernehme die Verantwortung für das, was ich getan habe. Für Dinge, die ich bereue, die mir leid tun und für die ich büße.“
Im November 2023 stand Gil Ofarim wegen Verleumdung und falscher Beschuldigung vor dem Landgericht Leipzig. Zwei Jahre zuvor hatte der heute 42-Jährige ein Video vor dem Westin-Hotel in Leipzig aufgenommen. Darin behauptete er, dass ihn ein Hotelmitarbeiter beim Einchecken aufgrund seiner Davidstern-Kette diskriminiert und antisemitisch beleidigt habe, mit den Worten: „Pack deinen Stern ein!“
Gil Ofarim auf Instagram:
Die Sache ging bekanntermaßen vor Gericht, da das Hotel ihn verklagte. Am sechsten Verhandlungstag gab Ofarim bei, seine Vorwürfe erwiesen sich als nicht haltbar. Er wurde zur Zahlung einer Geldauflage von 10.000 Euro verurteilt. Der Betrag sollte die an die Israelitische Religionsgemeinde Leipzig und den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz gezahlt werden. Erst Monate später kam Ofarim dem nach.
In dem nun veröffentlichten Clip spricht Gil Ofarim über das, was er selbst durch die „Davidsternketten-Affäre“ erlitten habe. Er habe in den letzten Monaten 25 Kilo abgenommen, verzichte auf Alkohol. Und habe professionelle Hilfe in Anspruch genommen. „Ohne Alkohol und mit einem klaren Kopf sieht man vieles anders und reflektiert sich selbst kritischer. Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. Das möchte ich wagen.“
Was Ofarim selbst angerichtet hat
Worüber er in dem Video nicht spricht: Was er selbst angerichtet hat. Keine Worte an den Westin-Hotelmitarbeiter, „Herrn W.“, dem womöglich die Kündigung gedroht hatte – und der Morddrohungen erhielt. Das Westin-Hotel in Leipzig sah sich nicht nur einem Shitstorm ausgesetzt, sondern finanziellen Einbußen im Zuge von Stornierungen empörter Gäste. Viele sind der Ansicht, Ofarim, der jüdischen Glaubens ist, habe seiner Religionsgemeinschaft großen Schaden zugefügt.
Auf Instagram kommt sein Video nicht bei allen Followern gut an. „Wie lange wohl der zu unrecht beschuldigte Angestellte braucht, um wieder zu heilen?“, fragt einer.
DJ Robin Kolb schreibt: „Ich hab jetzt lang mit mir gerungen ob ich mich zu deinem Video äußere…ich bin seit 20 Jahren Fan, war auf vielen Konzerten von dir, von Acht, von Zoo Army und halte dich für einen unglaublichen Musiker. Ich wünsche dir, dass du die Gunst der Menschen zurück gewinnst. Aber das Video finde ich leider inhaltlich unpassend. Mir fehlen echte Erklärungen für dein Handeln und auch Taten die zeigen, dass du deine Fehler tatsächlich bereust. Du hast mit dem Leben anderer Menschen gespielt, du hast großen Schaden bei der jüdischen Gemeinde angerichtet und du redest in dem Video nur von dir selbst. Das finde ich enttäuschend.“