Gigi D’Agostino: Deshalb sollte „L’amour toujours“ nicht verboten werden
Der italienische DJ hält Verbot von „L'Amour toujours“ für sinnlos. Die Leute würden ihr „hässliches Zeug“ auch so singen
Seit den kurzen Video-Sequenzen aus der Sylter Event-Kneipe „Pony“ versteht der Italienische DJ Gigi D’Agostino die Welt nicht mehr. „Non capisco“ sagt er mehrfach in einem Gespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ).
Sein Schunkel-Techno-Hit „L’amour toujours“ aus dem Jahr 1999, gesungen vom britisch-nigerianischen Sänger Ola Onabulé, war von einer grölenden Party-Meute umgetextet worden. Der neue Refrain mit rechtsradikalen Parolen ist dabei offenbar kein exklusiver Einzelfall. Schon länger wird Agostinos harmloser Stimmungskracher auf Volks- und Gartenfesten mit ausländerfeindlichen Strophen ausgestattet.
Und eigentlich will der 56-Jährige nach einer längeren Krankheit ab diesem Sommer wieder zurück hinter sein DJ-Deck. Doch seit dem „Schnösel-Skandal“ von Sylt muss er sich mit unschönen Schlagzeilen auseinandersetzen, die seinen Song betreffen. Nicht nur auf der Berliner Feiermeile zur Europameisterschaft oder auf dem Münchner Oktoberfest soll „L’amour toujours“ verboten werden.
„Mein Lied hat doch nichts mit Rassismus zu tun“
Im „NZZ“-Interview bezieht Agostino nun erstmals ausführlich Stellung: „Mein Lied hat doch nichts mit Rassismus zu tun. Es ist eine Hymne an die Liebe. Ich verstehe nicht, welches Problem das lösen soll, wenn man ein Lied zensiert, das die Liebe feiert. Wenn die Veranstalter des Oktoberfests das wirklich planen, müssen sie sich bewusst sein, was sie damit für eine Botschaft verbreiten: gegen die Liebe und gegen die Musik.“
Die hilflos wirkende Verbannung seines Songs aus dem Party-Programmen hält er für kontraproduktiv. Der Schuss würde nach hinten losgehen: „Selbst wenn sie es verbieten, können die Leute ihr hässliches Zeug singen“, so Agostin0. „Sie können es ohne mein Lied singen, sie können ein anderes aussuchen und wieder ein anderes. Die Musik ist etwas vom Schönsten, was wir haben. Wenn wir anfangen, zu verbieten, siegt das Schlechte über das Schöne. “
Bei seinen kommenden Live-Shows will Agostino „L’amour toujours“ selbstverständlich spielen. Es steht damit vor dem seltsamen Problem, sich seinen eigenen Song zurück zu holen. Ohne Provokation, ohne rechtsradikale Umdeutung.
„Statt über Verbote zu diskutieren, müssten die Behörden das wahre Problem angehen. Sie müssen verhindern, dass Musik als Vehikel für rassistische Botschaften missbraucht wird, besonders in den sozialen Netzwerken“, sagt er.