„Wo haben Sie den her?“: Gericht spielt unveröffentlichten Ed-Sheeran-Song
Während einer Anhörung im Fall um den Hit „Shape of You“ erfüllten plötzlich Klänge den Saal, die Ed Sheeran aus der Fassung brachten.
Der britische Sänger und Songwriter Ed Sheeran befindet sich inmitten eines Gerichtsverfahrens: Gegenstand der Verhandlungen ist Sheerans Mega-Hit „Shape of You“, genau genommen die darin vorkommende Zeile „Oh I“. Diese soll dem Titel „Oh Why“ seiner Gegner gefährlich ähnlich sein. Doch plötzlich dreht sich das Verfahren um einen unveröffentlichten Song Sheerans.
Auf Platz 1 der Single-Charts in 34 Ländern, 16 Wochen lang ununterbrochen Nummer 1 in den Billboard Canadian Hot 100 und mittlerweile über 3 Milliarden Streams auf Spotify: Selbst für einen Superstar wie Sheeran war „Shape of You“ ein massiver Erfolg. Doch seine Ankläger Sami Chokri und Ross O’Donoghue behaupten, Sheeran hätte das Urheberrecht an ihrem Song „Oh Why“, erschienen 2015, verletzt.
Versehentlich spielt das Gericht unveröffentlichtes Material
Dieser wiederum erklärt, das Stück nicht gekannt zu haben. Während der Anhörung sollten Zwischenversionen des in Frage stehenden Super-Hits abgespielt werden, doch stattdessen leakte das Gericht unveröffentlichtes Material des Popstars. Irritiert richtete sich Sheeran an seine Anwälte: „Das ist ein Song, den ich im vergangenen Januar geschrieben habe. Wo haben Sie den her?“
Es handle sich um ein Versehen, entschuldigte sich sein Verteidiger und erklärte: „Es wird nicht wieder vorkommen“. Die Melodie entstammte dem privaten Computer von Sheerans Co-Songwriter Steven McCutcheon, der unter anderem auch „etwas an unveröffentlichtem Material“ beinhaltete.
Sheeran versucht sich mit Gesangseinlagen zu retten
Um seine Unschuld zu beweisen, griff der Sänger zu unkonventionellen Methoden: Er versuchte den Entstehungsprozess von „Shape of You“ vor Gericht gesanglich darzustellen. Auch seinen 2013er-Track „I See Fire“ und „Feeling Good“ von Nina Simone summte und sang er, um zu verdeutlichen: „Wenn man sie in die selbe Tonart legt, klingen sie alle gleich.“ Die darin und im Titel der Gegner verwendete Mollpentatonik sei „sehr bekannt“.
Doch nicht nur Musikaufnahmen wurden in der Anhörung abgespielt, sondern auch Tonaufnahmen aus dem Studio. In einer Aufnahme hört man Sheeran sagen, der Part „Oh I“ sei „a bit close to the bone“. Dieses Sprichwort umschreibt allgemein eine Situation, in der etwas so nah an etwas anderes herankommt, dass es schon unangenehm ist. Sheeran erklärt, er hätte sich damit auf „No Diggity“ von Blackstreet bezogen und vorgeschlagen diese Ähnlichkeit zu ändern.
Ein Musikwissenschaftler hätte sich den Hit angehört und etwaige Ähnlichkeiten herausgestellt, die daraufhin verändert wurden, so Ed Sheeran. Er hatte sich vor der Veröffentlichung des Werks auch schon mit den Songwritern von TLCs „No Scrubs“ abstimmen wollen, die allerdings nicht frühzeitig reagierten. Im Nachhinein sprach er ihnen Anteile an „Shape of You“ zu.
Zuletzt stand Ed Sheeran gegen den Tickethändler Viagogo vor Gericht und gewann den Fall. Musikalisch sorgte er kürzlich in Zusammenarbeit mit Taylor Swift und Bring Me The Horizon für Schlagzeilen.
+++ Dieser Artikel erschien zuerst auf musikexpress.de +++