Gérard Depardieu wird 70 – und nie war er besser als in diesem Comic
Dem Zeichner Mathieu Sapin ist mit seinem heiter-sarkastischen Comic „Gerard“ ein erstaunlich ehrliches Porträt des cholerischen Superstars des französischen Films gelungen.
Gérard Dépardieu ist gewiss kein Leisetreter. Der bullige französische Schauspieler weiß nur zu gut, dass er schon lange ein exzellent zu vermarktender französischer Exportartikel ist. Dabei gehört zum Markenkern selbst das Unkontrollierbare, etwa wenn Dépardieu schambefreit in ein Flugzeug pinkelt.
Der am 27. Dezember 70 Jahre alt gewordene Bonvivant ist eben ein Mann der Superlative, im Guten wie im Schlechten. Doch bisher bekam ihn noch keine Dokumentation und schon gar keine Biographie zu fassen.
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Das gelang nun ausgerechnet dem französischen Zeichner Mathieu Sapin, der in Deutschland noch viel zu wenig bekannt ist. Er wurde buchstäblich mehrere Jahre lang zu so etwas wie einem Schatten des cholerischen Gourmets, begleitete ihn auf eine Reise in den Kaukasus (für eine Dokumentation über Alexandre Dumas) und später überall dorthin, wo es sich der Bauchmensch gerade gemütlich machte.
Was zunächst wie eine nicht enden wollende Demütigung beginnt (Dépardieu nennt Sapin „Tim“, weil er Comiczeichner ist und der Schauspieler eben „Tim und Struppi“ mag), wandelt sich schließlich zu einer fast schon freundschaftlichen Beziehung, die dem oft wie ein Widerling auftretenden Psychotiker die Möglichkeit gibt, sich von seiner auffallend belesenen, gar charmanten Seite zu zeigen. Wenn nicht wieder der nächste Wutanfall lauert.„Gérard“ ist eine urkomische, Weltweisheiten im Seitentakt absondernde Reise mit einem vom Aussterben bedrohten Urviech von einem Künstler.