Gérard Depardieu steht ab heute vor Gericht

Im Gerichtsprozess werden dem Schauspieler sexuelle Übergriffe vorgeworfen. 

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Eine Bühnenbildnerin und eine Regieassistentin werfen Gérard Depardieu sexuelle Übergriffe, Belästigung und sexistische Beleidigungen vor. Die mutmaßlichen Taten sollen bereits 2021, bei den Dreharbeiten des Films „Les volets verts“, begangen worden sein. Der erste Prozessauftakt war eigentlich für Oktober vergangenen Jahres geplant, wurde dann aber aufgrund gesundheitlicher Probleme des Schauspielers verschoben. Prozessbeginn ist nun heute, der 24. März, im Pariser Strafgericht.

Heftige Vorwürfe gegen den Schauspieler

Der „Bild“ zufolge soll Depardieu eine der Klägerinnen „brutal gepackt haben, sie mit seinen Beinen in ihrem Schritt an die Wand gedrückt haben und dann unsittlich berührt haben“. Zudem soll er „prahlerische Bemerkungen über sein Geschlechtsteil gemacht und behauptet haben, Frauen ohne Berührung zum Orgasmus bringen zu können“. Der zweiten Klägerin soll er während der Dreharbeiten „oftmals an Brust und Po gefasst und über ihre Genitalien geredet“ haben. Zeug:innen vom „Les volets verts“-Set bestätigen die Anschuldigungen. Die Schauspielerin Anouk Grinberg sagte dem „ZDF“ zufolge diesbezüglich: „Wenn Filmproduzenten Depardieu engagieren, wissen sie, dass sie einen Täter engagieren. Keinen potenziellen Täter, sondern einen Täter.“

Im Plädoyer von Depardieus Anwalt Jérémie Assous zum Beginn des Prozesses bezog dieser Stellung und sagte der „Bild“ zufolge, dass in den engen Räumlichkeiten am Set der mutmaßliche Übergriff gar nicht möglich gewesen sei.

Es gibt auch Akteure aus der Filmbranche, die ihre Solidarität mit Depardieu äußern. Der Schauspieler Vincent Perez und seine Frau Karine Silla sind ebenfalls zum Prozess gekommen und begrüßten den Franzosen mit Wangenküssen.

Der Anwältin eines der mutmaßlichen Opfer, Me Carine Durrieu-Diebolt, zufolge, soll ihre Mandantin „in der Sache gelassen“ sein. Die einzige Befürchtung läge darin, „dass es zu Zwischenfällen im Verfahren kommen könnte, damit der Fall zurückverwiesen wird“. Wie diese Zwischenfälle im Konkreten aussehen würden, wurde nicht genannt. 

Mehr als 20 Frauen sollen betroffen sein

Die zwei Klägerinnen des aktuellen Prozesses sind nicht die einzigen, die dem einstigen Kinostar sexuelle Gewalt vorwerfen. Insgesamt sollen mehr als 20 Frauen Opfer sein, von denen die meisten auf eine Klage verzichten. Die Vergewaltigungsklage einer spanischen Journalistin und die Nötigungsklage einer französischen Schauspielerin wurden bereits abgewiesen, da sie verjährt waren. 

Die französische Schauspielerin Charlotte Arnould war 2018 die erste Frau, die sich öffentlich gegen ihren Schauspieler-Kollegen aussprach. Sie kam „Bild“ zufolge als Beobachterin zum Prozess und wartet noch auf den Prozesstermin zu ihrer Klage. 

Gérard Depardieu hat sich das letzte Mal im Oktober 2023 zu den Vorwürfen geäußert. In einem offenen Brief in der Zeitung „Le Figaro“ schrieb er: „Niemals, niemals habe ich eine Frau missbraucht. (…) Ich bin weder ein Vergewaltiger noch ein Raubtier.“

Angepasster Gerichtsprozess

Der französischen Zeitung „La Tribune Dimanche“ zufolge sei Depardieus gesundheitlicher Zustand nicht der beste. Laut einer engen Vertrauten könne er wohl jederzeit zusammenbrechen und sei „extrem geschwächt“. Der Schauspieler leidet seit 25 Jahren an Diabetes und habe laut eigener Aussage eine fünffache Bypass-Operation und eine Lebertransplantation hinter sich. Aus diesen Gründen soll der Prozess angepasst werden: Die Anhörung soll nicht länger als sechs Stunden dauern und dem Schauspieler soll nach drei Stunden eine 15-minütige Pause gewährt werden, in der er die Möglichkeit hat von einem Arzt versorgt zu werden. Außerdem darf er Schoko- und Zuckerriegel essen, sein Smartphone für die Diabetes-App nutzen und sowohl sitzen als auch aufstehen, um Beinkrämpfe vorzubeugen

Sollte der Depardieu für schuldig gesprochen werden, drohen ihm bis zu fünf Jahre Freiheitsentzug und 75.000 Euro Geldstrafe.