Genesis: Tony Banks sieht Peter Gabriels Ausstieg nicht als Epochenbruch
Der Keyboarder von Genesis rückt Historienschreibung der Band zurecht: Eine Einteilung vor und nach Peter Gabriel ergebe keinen Sinn
Mit dem letzten Konzert am 27. März 2022 in London endete die 53 Jahre währende Live-Geschichte von Genesis. Laut Band-Chronik fand der erste Gig in der Brunel University zu London statt, als Vorgruppe an einem Samstag Anfang November ’69.
Die Markierung dieser Zeitspanne wird nun wieder relevant, weil Keyboarder Tony Banks in einem Interview einen neuen Blick auf die Genesis-Historie eröffnet hat. Kernthese: Die landläufige Einteilung „mit Peter Gabriel“ und „nach Peter Gabriel“ stimme so nicht. Der Ausstieg des Meisters habe die Bandchemie zwar verändert, sei aber keinen Epochenbruch gewesen.
Der Tastenmann vertrat vielmehr die Ansicht, dass die Band über eine kontinuierliche, eher sanfte Entwicklung durchgemacht habe, die mit der Abschiedstournee im März zu Ende ging. Gabriel saß zum Finale im Publikum, während der erkrankte Phil Collins zum letzten Mal einen Auftritt bestritt.
„Wir konnten eine Singles-Band sein“
„Es gibt einen harten Kern an Fans, der die Tage mit Peter für die glorreichen Tage hält. Doch ich habe nie wirklich einen großen Bruch bei Genesis gesehen. Es verlief alles langsam und fließend. Etwa, dass. wir besser bei den kurzen Songs wurden. Nachdem wir 1978 ‚Follow You Follow Me‘ gemacht hatten, konnten wir plötzlich sogar eine Singles-Band sein, mit ziemlich komplexen Tracks wie ‚Turn It On Again‘ oder ‚Mama'“, sagte er dem britischen Fachblatt „Classic Rock“.
In der Erzählung von Banks hätten Genesis über fünf Jahrzehnte hinweg eine relativ spannungsfreie Karriere durchlebt. Ein Indiz dafür sei, dass es nie Stress auf den oft sehr langen Tourneen um den Globus gegeben hätte. „Viele Bands kämpfen da miteinander, doch bei uns war das nie der Fall. Natürlich gab da Momente, aber nie was von Belang (…) Ich weiß nicht, ob ich es in so einer Problemband lange ausgehalten hätte.“
Sein finales Credo: „Genesis war nie eine Mode-Truppe, nie die Band des Augenblicks, und ich denke, dass sie manchmal sogar übersehen werden (…) Doch es war ein fantastischer Nervenkitzel, da draußen vor all diesen Leuten zu stehen. Dabei wollte ich einfach nur Musik schreiben und so habe schließlich meine eigenen Sachen gespielt. Ich wäre gerne eine Art Burt Bacharach gewesen, so mehr im Hintergrund.“