Gene Simmons: Überraschendes Plädoyer für Musik aus der Dose

Gene Simmons wird zum Verfechter einst geächteter Genres. Hatte er eine Eingebung?

Gene Simmons hat sich überraschend für EDM- und Rap-Künstler:innen ausgesprochen, die weder live singen noch ein Instrument spielen. Diese Aussage kam unerwartet – 2016 wetterte der Kiss-Bassist noch, er freue sich auf den „Tod des Rap“.

Alter weiser Mann

In seiner jüngsten Äußerung in der „Adam Carolla Show“ erklärte Simmons, dass sich seine Meinung über das Konzept von Live-Shows bei EDM (Electronic Dance Music) und Rap geändert habe. Anstatt sich auf die traditionellen Elemente einer Bandperformance zu konzentrieren, sei es für ihn entscheidend, wie das Publikum die Darbietung erlebe. Grund für die Eingebung könnte die Planung der eigenen Kiss-Avatar-Show sein, eine virtuelles Konzert der Gruppe, das in den nächsten Jahren stattfinden soll. „Es gibt keine Regeln mehr. Und ich möchte etwas im Namen von EDM und Rap und all diesem Zeug sagen. Ich muss es nicht verstehen. Es geht nur darum, dass die Fans abgehen“, so der 74-Jährige.

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Simmons begründete seine neueste Erkenntnis damit, dass die kreative Arbeit dieser Musikrichtungen schon im Studio stattfinden würde. Der Moment des Konzerts sei dann mehr eine Inszenierung. „Die großen Acts, die DJs genannt werden, arbeiten im Vorfeld am Computer. Dann kommt der Moment, du hältst den Finger in die Luft, drückst einen Knopf und die Menge tobt“, erklärte „The Demon“.

Die Rock‘n’Roll Hall of Fame – ein Mehrgenerationenhaus

Doch, nanu? Dieser Geistesblitz steht im krassen Kontrast zu Simmons‘ früheren Äußerungen über Rap und „Musik aus der Dose“. 2016 hatte der Musiker, der auch dem Rock schon den Herzstillstand attestierte, gegenüber ROLLING STONE erklärt, er freue sich auf den „Tod des Rap“. Denn ein Song habe für ihn zwar einen Text, aber auch immer eine Melodie. Rap, so seine damalige Schlussfolgerung, sei daher keine „richtige“ Musik, sondern eher eine Form des „Sprechens“. „Rap wird sterben. Nächstes Jahr, in 10 Jahren, irgendwann, und dann wird etwas anderes kommen. Und all das ist gut und gesund“, prophezeite das Kiss-Gründungsmitglied.

Damit kam er nicht ungeschoren davon – auf seine Behauptung folgte heftiger Gegenwind, vor allem aus der Hip-Hop-Szene. Bei ihrer Aufnahme in die Rock‘n’Roll Hall of Fame in Ohio bezogen sich die Rapper von NWA in ihrer Dankesrede auf den geschminkten Rockstar. „Ich möchte Mr. Gene Simmons sagen, dass Hip-Hop für immer da sein wird – gewöhnen Sie sich daran“, sagte MC Ren. Und sein Kollege Ice Cube legte nach: „Rock‘n’Roll ist kein Instrument – Rock‘n’Roll ist nicht einmal ein Musikstil. Rock‘n’Roll ist ein Lebensgefühl!“

Kleinkarierte Wortklauberei? So gar nicht Rockstar-Like

Simmons ließ die Stachelei gegen ihn und sein Genre nicht auf sich sitzen – und provozierte in den sozialen Medien zurück. Er respektiere Rap erst dann, wenn „Jimi Hendrix in die Hip-Hop Hall of Fame“ aufgenommen werde. Im Jahr 2023 rief die Rock‘n’Roll Hall of Fame für sich eine neue Definition von des Begriffs ins Leben – und gab den MCs von NWA in großen Teilen recht. Rock‘n’Roll sei ein „Spirit“, ein Lebensgefühl. Er „feiert den Sound der Jugendkultur und ehrt die Künstler:innen, deren Musik uns alle verbindet.“ Ist die Diskussion jetzt endgültig vom Tisch?

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