Gene

Gleich mehrere Schocks gilt es zu verwinden. Steve Mason, stolzer Enkel von Steve Marriott und Paul Wellers vertoßener Stiefsohn, hat die verpflichtende Haar-Symmetrie geopfert und seinen Schädel fast kahl geschoren. Liam läßt grüßen. Damit nicht genug. Statt three lions on the shirt werden wir three lines on the shoes gewahr. Bloody Adidas! How unhip can you get? Und dubioser noch: Gene haben einen fünften Mann mitgebracht, einen Keyboarder. Wenn das mal gut geht.

Es geht. Ist aber nicht mehr dasselbe. Gene haben das nächste Plateau musikalischer Progression erreicht, arbeiten mit Mitteln der Theatralik, versetzen Pop mit Pomp. Der Baß ist lauter geworden, vom Schlagzeug hagelt es Paukenschläge, und Masons Gitarre ist voll integriert und oft kaum noch zu vernehmen. Selbst seine berühmten Powerchords haben etwas Patina angesetzt, klingen wie Kommentare, wo sie früher Befehle bellten. Der Keyboarder, man registriert es dankbar, stört kaum. Sein Piano-Geklimper raubt Martin Rossiters Tremolo ein wenig Pathos, sein Orgeln allerdings ist arg überflüssig. Zu weich umspült das Tastenspiel „For The Dead“, zu heroisch kommt „We Could Be Kings“. Die härteren, konziseren Kracher wie „Haunted By You“ oder „Fighting Fit“ vertragen den synthetisehen Sound-Kitt noch am besten, während „Sleep Well Tonight“ so hymnisch über das Publikum schwappt, daß es keine Rolle mehr spielt, was der Tastenclown treibt.

So großartig diese Band ist, es bleibt ein leicht schaler Nachgeschmack, wo in vergangenen Jahren Begeisterung vorherrschte. Zu eifrig haben Gene umgeschaltet von überbordender Energie und messerscharfen Riffs auf kontrollierten Gestus und austarierte Konzertanz. Drawn to the shallow end.

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