Gemeinsam getrennt
Für ihr drittes Album finden Kings Of Convenience wieder zusammen.
Warum sie so lange getrennt waren? Über diese Frage können Erlend 0ye und Eirik Boe nur schmunzeln. „Wir waren schon immer getrennt, deshalb ist ja das Duo überhaupt erst entstanden“, erklärt Erlend. Anfangs hatten die beiden Schulfreunde eine Rockband, doch als Eirik Ende der 90er Jahre aus Bergen wegzog, war es damit vorbei. Das Duo gibt ihnen seitdem die Möglichkeit, weiterhin gemeinsam Musik zu machen. Erlend, der Schlacks mit der Kassenbrille, sieht es pragmatisch: „Weil wir nur singen und dazu Akustikgitarre spielen, müssen wir nicht viel proben. Wir spielen die Songs – und das war es.“
So entstanden die ersten beiden Alben der Norweger, dann zog Erlend 0ye nach Berlin und startete mit The Whitest Boy Alive ein neues Kapitel seiner Karriere, und plötzlich gab es noch weniger Zeit für die Kings Of Convenience. „Getrennt haben wir uns aber nicht. Wir sind wie ein altes Ehepaar. Ich blieb zu Hause bei den Kindern, und Erlend war draußen in der Welt und amüsierte sich mit seiner Geliebten“, sagt Eirik lachend. Er selbst begann in dieser Zeit als Psychologe und Berater bei öffentlichen Bauprojekten zu arbeiten und gründete eine Familie.
Nur an Weihnachten oder zu sporadischen Konzertterminen trafen sie sich, mal am Strand von Mexiko, dann wieder in Brasilien oder Indonesien. „Bei diesen Treffen entstanden immer wieder neue Songs und irgendwann bekamen wir das Gefühl, es könnte eine neue Platte werden“, sagt 0ye. In einem langen und mühevollen Prozess, während dem immer wieder die unterschiedlichen Lebenskonzepte der beiden Sänger aufeinander prallten, entstand schließlich „Declaration Of Dependence“, ihr drittes Album.
Der Titel ist ein klares Bekenntnis der Mittdreißiger. „In der Geschichte strebt man stets nach Unabhängigkeit, die Abhängigkeit wird als schwach angesehen. Ich glaube jedoch, es hat mit Mut zu tun, denn man erlaubt sich vielleicht weniger Freiheit, erhält dafür aber etwas anderes, das Gefühl zu einer Gemeinschaft zu gehören und einen sicheren Ort zu haben, an dem man etwas Sinnvolles tun kann“, erklärt Eirik. Dieses Ethos steht hinter den 13 neuen Songs, die von Akustikgitarren und den Harmonien der Stimmen getragen werden und sich musikalisch zwischen angelsächsischer Folktradition und brasilianischem Bossa Nova bewegen. Das Klangideal ist simpel, aber originell, auch wenn immer noch Simon and Garfunkel im Hintergrund rumgeistern. Für 0ye ist das aber kein Problem: „Simon & Garfunkel spielten vor 30 Jahren, die jungen Leute kennen die doch gar nicht mehr. Jetzt haben wir ihre Herausforderung angenommen.“
Mit „Declaration Of Dependence“ stellen sie sich dieser Herausforderung und bleiben damit ihrem bewährtem Motto „Quiet Is The New Loud“ treu. „Wir spüren keine Notwendigkeit, uns neu zu erfinden, uns ging es schon immer um die Reduzierung von Möglichkeiten, das gibt uns das Gefühl von Richtung und Mission.“