Gefragte Männer
Herbert Grönemeyer ist demnächst an der Seite von Philip Seymour Hoffman im Kino zu sehen. Ein Bildband dokumentiert die Dreharbeiten
Wenn Anton Corbijn einen Film macht, ist die Fotokamera nicht weit. Der Niederländer, dessen Aufnahmen von Künstlern wie Tom Waits, U2, Depeche Mode oder Captain Beefheart zu Pop-Ikonen wurden, hat die Dreharbeiten zu seinen Spielfilmen „Control“ (2007) und „The American“ (2010) in prächtigen Bildbänden dokumentiert. Auch seine Adaption des Spionageromans „Marionetten“ von John Le Carré, die im September als „A Most Wanted Man“ in deutsche Kinos kommt, wird von einer Buchveröffentlichung begleitet. Allerdings sei „Looking At A Most Wanted Man“ (Schirmer/Mosel, 49,80 Euro) für ihn der letzte Teil einer Trilogie, schreibt der 59-Jährige im Nachwort, denn die komplexen und fesselnden Filmarbeiten verlangten seine gesamte Konzentration, daher wolle er in Zukunft bei Drehs nur mehr durch die Linse der Filmkamera schauen.
Das Schicksal hat aus diesem Band ein ganz besonderes Dokument gemacht. Denn „A Most Wanted Man“ ist einer der letzten Filme des im Februar dieses Jahres tragisch verstorbenen Philip Seymour Hoffman, dem „Looking At A Most Wanted Man“ auch gewidmet ist. Corbijn erinnert sich in seinem handgeschriebenen Begleittext an die Arbeit mit dem großen Schauspieler, an seine Neugier und an seine aufbrausende, aber immer professionelle Art. So erzählt er unter anderem von einer harschen Auseinandersetzung, die er mit seinem Hauptdarsteller hatte. Hoffman hatte dem konfliktscheuen Regisseur beim Dreh einer außerplanmäßigen Extraszene lautstark vorgeworfen, er zwinge ihn, „shit work“ abzuliefern. In der Nacht hatte er seinen Ausbruch per E-Mail erklärt. „Phil personifizierte für mich das pure unverfälschte Schauspiel und er kämpfte gegen jeden, der sich ihm in den Weg stellte“, so Corbijn.
Hoffman spielt in „A Most Wanted Man“ die Rolle des Günther Bachmann, Leiter einer geheimen deutschen Spionageeinheit, die nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gegründet wurde, um die islamische Gemeinde in Hamburg im Auge zu behalten, die einst auch vom Attentäter Mohammad Atta frequentiert wurde. Die Handlung setzt mit der Ankunft eines mysteriösen Mannes ein, der sich illegal in der Hauptstadt aufhält und von Bachmanns Team beschattet wird. Neben Nina Hoss, Rachel McAdams, Daniel Brühl und Martin Wuttke ist auch Corbijns Freund Herbert Grönemeyer, wie schon in „The American“, in einer Nebenrolle zu sehen. Dieses Mal spielt er Bachmanns alten Freund und Unterstützer Michael Axelrod vom Bundesnachrichtendienst, zudem hat er – wie bereits bei „Control“ – die Score-Musik komponiert.