Gedanken zum letzten Beatles-Song, der kein Beatles-Song ist
Damals und heute: ROLLING-STONE-Redakteur Arne Willander über die besondere Entstehungsgeschichte von „Now And Then“.
John Lennon wollte niemals zu den Beatles zurückkehren. „I don’t believe in Beatles”, singt er in “God”, 1970. “The dream is over.” Und nichts deutet darauf hin, dass er im Dezember 1980 anderer Meinung war. Im Gespräch mit Andy Peebles erzählte er, dass er in New York City auf die Straße gehen konnte, in Bars und Restaurants und Kinos. Er ging in die Disco. Da hörte er „Rock Lobster“ von den B-52’s und rief: „Jesus! Ruf Mutter an! Sie hat hat es geschafft. Sie imitieren sie bis ins Detail.“ Mutter war Yoko Ono.
Das Letzte, was wir von John Lennon hörten, war der Gruß an die Hörer der BBC: „Piep, piep, tut tut.“
Vor „Double Fantasy“, seinem letzten Album, hatte er fünf Jahre keine Platte aufgenommen. In dem Kurzfilm zu „Now And Then“ erzählt sein Sohn Sean, dass er keine Tourneen mehr unternehmen wollte und keine Promotion machen, dass er in der Wohnung im Dakota Building aber Demos auf Kassette aufnahm.
Eines dieser Stücke war „Now And Then“, 1977 zum Klavierspiel gesungen. Es hat eine schlichte, schöne Melodie von der Art von „Imagine“ und dem Demo von „Grow Old With Me“, das 1984 unbearbeitet auf dem nachgelassenen „Milk And Honey“ erschien.
Yoko Ono gab die Kassetten mit Lennons Demos Paul McCartney, der 1995 für die „Anthology“ mit George Harrison und Ringo Starr „Free As A Bird“ und „Real Love“ bearbeitete. All diese Stücke waren hörbar unfertig, und Lennon hat sie für „Double Fantasy“ nicht verwendet.
„Now And Then“ konnte nicht fertiggestellt werden
Bei „Now And Then“ gelang es 1995 nicht, den Gesang klar vom Klavierspiel zu trennen. Sie gaben es auf. George Harrison hatte ein Slide-Gitarren-Solo gespielt. Im Zuge von Peter Jacksons Schnitt des Films „Get Back“ 2021 bemerkte McCartney, welche Möglichkeiten die Künstliche Intelligenz eröffnet. Jetzt konnte man Lennons Stimme auf dem Band isolieren.
Paul rief Ringo an. Ringo sagte: „Let’s do it.”
Paul spielte ein Bassmotiv, schickte es an Ringo, und Ringo spielte Schlagzeug.
In seinem Off-Kommentar in dem Kurzfilm sagt McCartney mit etwas belegter, brüchiger Stimme: „Wir hatten oft Streicher bei unseren Songs. ‚Yesterday‘. ‚I Am The Walrus‘.“ Dass er Phil Spectors Streicher bei „Let It Be“ und „The Long And Winding Road” nicht haben wollte, erzählt er hier nicht. Giles Martin dirgierte in den Capitol-Studios in Los Angeles die Streicher für „Now And Then“, die nicht wissen durften, dass sie am letzten Song der Beatles arbeiteten.
Der kein Song der Beatles ist, obwohl McCartney eine kleine Passage dazugeschrieben hat und mitsingt. Er glaubt, dass Lennon zu der Bearbeitung gesagt hätte: „Yeah!“ Vielleicht hätte er aber „Nah!“ gesagt. John Lennon war ein launischer Mann.
Es ist schön, die Beatles bei der Aufnahme von „Get Back“ zu sehen und in „Yellow Submarine“. Es ist schön, John Lennons Stimme zu hören. Sean Ono Lennon sagt, sein Vater sei immer interessiert an neuer Aufnahmetechnik gewesen. „(Just Like) Starting Over“, „Woman“ und „Watching The Wheels” klingen nicht so. Er hatte “Starting Over”, die erste Single von “Double Fantasy”, Gene Vincent und Elvis Presley gewidmet.
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Paul McCartney möchte die Zeit retten, in der sie alle Freunde waren.
John Lennon hatte ein britisches Teeservice aus Porzellan und wollte noch einmal nach England, um Tante Mimi zu sehen.
„Woman, I know you understand/ The little child inside the man.”