GARLAND JEFFREYS: Stolzer Papi & neue LP
Seltsame Plattenpräsentation: Erst gibt’s ein altes Video, später Fotos des baby girls, die der frischgebackene Vater stolz herumreicht. Und zwischendurch sogar ein paar neue Songs von Garland Jeffreys. Aus einem Album (JVildlife Dictionary“), das dann – rund neun Monate später (!) – tatsächlich erscheint Aber was soll’s: Über fünf Jahre sind seit seiner letzten LP „Don’t Call Me Buckwheat“ (mit dem Radio-Hit „Hail Hail Rock’n’Roll“) ins Land gegangen. Da kommt’s auf ein paar Monate mehr auch nicht mehr an. „Ich nehme mir Zeit heute“, erzählt der freundliche 52-jährige aus Brooklyn, dessen Hit „Matador“ selbst jene wohl schon mal gehört haben, denen Musik wenig bedeutet „Früher ließ ich mich zu sehr auf die Plattenfirmen ein, die immer gleich ein neues Album hinterherschieben wollten.“
„Wildlife Dictionary“ bringt erwartungsgemäß Dub-Reggae und Hip-Hop-Anleihen, Pop und Soul. Dazu die ewigen Geschichten über „Boys And Girls“, Versuchung, Verführung und Verlust. Auch die eigene Kindheit läßt ihn nicht los: „Oceana“ etwa, betitelt nach einem alten Kino in Brooklyn, erinnert an dieses jüdische Mädchen, mit dem sich der damals schwer verknallte Mischlingsjunge nur heimlich treffen konnte.
Für sein eigenes Kind fühlte sich Jeffreys, zum ersten Mal Vater, endlich reif genug, nachdem lange nur die Karriere wichtig wat „Heute brauche ich den Applaus nicht mehr, um weitermachen zu können.“ Hauptsache, er könne Platten machen. So werden ihn auch die Vaterpflichten kaum in den kreativen Vorruhestand führen. Im Gegenteil: Jeffreys, der es liebt, viele Dinge gleichzeitig zu tun, arbeitet derzeit an einem Drehbuch und an einem spanischen Album. Trotzdem verspricht er hoch und heilig: „Ich werde bestimmt keiner dieser Väter sein, die fast nur am Telefon existieren.“