Kritik: „Game of Thrones“, Staffel 8, Folge 2: Warten auf GoTod

„A Knight of the Seven Kingdoms“, die zweite Episode der finalen Staffel liefert lediglich eine trübselige Laberei in der Finsternis vor der Schlacht.

Das Personal versammelt sich im Warteraum von Winterfell. Jaime ist da, Brienne ist da. Der Schmied schmiedet Pläne. Man beugt sich über die schlichte Schlachtenformation, mit der die Festung Winterfell verteidigt werden soll.

  • Achtung, dieser Text enthält Spoiler!

Menschen aus der Umgebung (nach Augenschein ungefähr 30) versammeln sich in der Burg und fassen Essen in hölzernen Schalen. Davos steht am Suppenkübel. Kinder, Frauen und Königinnen kommen in die Krypta. Man deliberiert, man sinniert, man erinnert und versöhnt sich. Man unkt über die Weißen Wanderer. Man sitzt und steht herum. Man trinkt Wein.

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Ser Jorys verteidigt Tyrion, seinen Nachfolger als Hand der Königin, bei Daenerys. Jaime kommt mit Bran überein, den er einst von der Feste schubste, und setzt sich mit seinem ungleichen Bruder Tyrion ins Benehmen. „Es war alles so simpel früher“, sagt Tyrion. Nein, sagt Jaime: „Ich schlief mit meiner Schwester, und du hast herumgehurt.“ Sagte Tyrion ja! Kurz vor Ultimo haben Arya und der Schmied ein schüchternes Schäferstündchen. Arya sagt: „Der Tod hat viele Gesichter. Ich bin schon sehr auf dieses gespannt.“

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Eine endlose Nacht

Man wartet auf den Tod in Winterfell. Und der Wein geht aus. Es wird nicht mehr hell, aber es will auch niemand schlafen. „Eine endlose Nacht“ sei der Tod, dräut Bran. Dieser Nachtkönig, was ist der wohl für ein Typ? Brienne und Jaime schauen düster in die Landschaft. „Es ist ein gutes Gelände.“ – „Das ist es.“

Jetzt könnten die Toten mal kommen!

Brienne ist keine Ritterin – dazu schlägt sie der Ritter Jaime großzügig, als käme es noch darauf an. Samwell verschenkt sein Familienschwert aus valyrischem Stahl an Ser Jorys, er kann ja sowieso nicht kämpfen. Jon eröffnet Daenerys, wer er wirklich ist, nämlich der legitime Thronerbe. Sansa und Daenerys halten Hände, bis Sansa merkt, dass sie im unwahrscheinlichen Fall des Sieges nicht mehr die Herrscherin des Nordens sein wird.

„Wir werden alle dabei sterben“

Im schummerigen Gemach singen sie eine alte Weise wie das Pfeifen im Walde. Der Wein ist immer noch aus. „Wir werden alle dabei sterben“, prophezeit der wüste Wildling, einst gesäugt an der Brust einer Riesin. „Aber wenigstens sterben wir gemeinsam.“ Vielleicht bewegt sich der Wald. Vielleicht erscheint ein Zeichen in der Morgenröte des Himmels, aber es gibt ja keine Morgenröte.

Auf dem Hügel versammeln sich die Weiße Wanderer im Schneegestöber wie die Indianer vor der Attacke auf die Wagenburg der Siedler. Wie die Erlösung.

Eine defätistische Lähmung hat „Game of Thrones“ befallen: Auch die Zungen sind schwer, obwohl immerzu geredet wird. Die letzten Wort sind keine Poesie, der Galgenhumor ist schal, der Heroismus pflichtschuldig. Sogar der notorische Grobianismus – Eier abfrieren, Wein ist Pisse – wirkt herbeigezwungen. Die Krieger sind sentimental und weich geworden. Sie haben Drachenglas und valyrischen Stahl. Eine Armee der Schatten.

Wenn erst die Schlacht beginnt, in der dritten Episode, wird Winterfell aus der Apathie erwachen. Ich wollte, es würde Nacht. Oder die Preußen kämen.

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