Fußnoten zu den 80ern
Dustin McLean ist der Erfinder der so genannten literal Videos.
Die so genannte Ton-Bild-Schere wird von Fernsehjournalisten gefürchtet. Wenn das Gezeigte und der Kommentar aus dem Off nicht zusammengehen, ist der Zuschauer schnell überfordert. In der Kunst ist das natürlich was Anderes. Musikvideo-Regisseure etwa erzählen mit ihren Bildern oft eine ganz andere Story als der Song, den sie verfilmen – manchmal gibt es auch gar nichts zu erzählen und sie versuchen einfach, die Musik möglichst stimmungsvoll umzusetzen. Besonders zur Hochzeit des Musikclips in den Achtzigern führte das zu teilweise bizarren Ergebnissen.
Im letzten Jahr begann der heute 29jährige Dustin McLean, Regieassistent bei den satirischen „Super News“ des US-Kabelsenders Current TV, die alten Videos mit neuem Gesang zu unterlegen, der die Text-Bild-Schere eliminierte. Er kommentierte einfach das, was er sah. „Ich bin in meinem Job von vielen komischen Leuten umgeben“, so McLean zum englischen „Guardian“. „Und die Idee entstand, als wir uns bei YouTube Clips anschauten und anfingen, uns darüber lustig zu machen.“
Als erstes bearbeitete McLean, der sich online Dusto McNeato nennt, den berühmten Animations-Clip zu a-has „Take On Me“ an. Er selbst singt mit hoher Stimme dort, wo früher Morton Harket den Refrain falsettierte „Come to me/ Magic frame/ Sing to you/ Band montage“. Weil es genau das ist, was man dort sieht. In den ersten zwei Monaten wurde der Clip über zwei Millionen Mal angeklickt. Ein neues Genre war geboren: das „literal music video“, das sich nun auch hierzulande großer Beliebtheit erfreut und viele Nachahmer findet.
Auch McLean produzierte weitere Werke, bis zu zwei an einem Abend. Sein absolutes Meisterwerk ist die literal version von Bonnie Tylers mit viel Drama und Pathos verfilmtem Schmachtfetzen „Total Eclipse Of The Heart“ mit Zeilen für die Ewigkeit wie „The gayest man on earth would call this over the top“. „Die Leute sagen, ich sei ein guter Texter“, so der „Weird Al“-Yankovic-Fan McLean, „aber ich singe ja nur das, was ich sehe.“