Funeral For A Friend
haben einen wasserscheuen Songwriter und ein großes Orchester
Matt Davis, Sänger der walisischen Indie-Emo-Rocker Funeral For A Friend, hat ein Problem: Er hat panische Angst vor Wasser. Bis zu seinem achten Lebensjahr war selbst Duschen kaum möglich, an Schwimmen nicht zu denken. Wasser Marsch! Für Davis ein Trauma, dessen Ursprung auch professionelle Helfer bislang nicht hinreichend klären konnten.
Weil seine Band nach dem Erfolg des letzten Albums zunächst mal am Ende war und so recht nicht wusste, wie es weitergehen sollte, machte Davis aus der Not eine Tugend: Das neue Werk, „Tales Don’t Tell Themselves“, ist ein Konzeptalbum, das die Geschichte eines Schiffbruchs erzählt, den nur der Protagonist überlebt, und das auch nur gerade so. Die Erzählebenen wechseln zwischen der verzweifelten Familie daheim und der Hauptfigur, die tagelang auf dem Meer treibt, zwischen Selbstaufgabe und Überlebenswille schwankend. „Er war diese andere Arbeitsweise, die alles ganz neu machte“, freut sich Davis, „plötzlich sprudelte es nur so aus uns heraus.“ Das klaustrophobe Erleben des ständig fast Ertrinkenden ist freilich auch ein Symbol – für das Absurde im Leben an sich, für den Kampf um einen Neuanfang und dafür, sich den eigenen Ängsten zu stellen. „Ich habe ein Skript geschrieben, wie früher, als ich noch Filmstudent war – da war so ein richtiges Epos in meinem Kopf, wie ‚Lawrence von Arabien'“, erzählt Davis, „war fast so, als würden wir einen Soundtrack zu dem Film in meinem Kopf schreiben.“ Weiß man um all diese Dinge, hat man tatsächlich mehr Freude an den ansonsten nur Genre-intern sinnvollen Riff-Attacken, den wiederkehrenden Themen und den nach wie vor emotionalen Melodien. Man akzeptiert dann sogar die von Gil Norton dick aufgetragenen Orchester-Passagen als cineastische Kulisse. Apropos: Wenn FFAF im Oktober von der Welttournee nach Hause kommen, soll „Tales…“ in Cardiff mit einem Sinfonieorchester und allerlei Drumherum als ganzes Werk aufgeführt werden. Ein Epos, fürwahr!