Für immer Theo?
Für den Schauspieler Müller-Westernhagen war die Theo-Rolle Fluch und Segen zugleich. Regisseur Bringmann erinnert sich.
Dass Westernhagen bereits mit 14 vor der Kamera stand, lag nahe. Vater Hans war Mitglied des renommierten Gründgens-Ensembles, der kleine Junge erlebte zu Hause aufregend duftende Schauspielerinnen. Aber erst 1976 kamen die Dinge zusammen, als Westernhagen in „Aufforderung zum Tanz“ den Lastwagenfahrer Theo Gromberg verkörperte. Der sympathische Looser mit großer Klappe wurde zu seiner Paraderolle – vor Mikrofon und Kamera. Die Fortsetzung „Theo gegen den Rest der Welt“ folgte 1980, da war Westernhagen schon ein erfolgreicher Musiker. Ein Gespräch mit Regisseur Peter F. Bringmann.
Wie kamen Sie auf Marius Müller-Westernhagen als Darsteller für „Aufforderung zum Tanz“?
Meine jetzige Frau hat ihn vorgeschlagen. Ich war skeptisch – die Rolle war für einen muskulösen Halbstarken geschrieben worden, der auch ein bisschen schlägern kann. Aber dann dachte ich, na gut, so eine Gegenbesetzung kann spannend sein, das kann einem Film helfen.
Ahnten Sie, dass „Theo“ so erfolgreich werden würde?
Im Jahr davor war „Messer im Kopf“ von Reinhard Hauff mit 300.000 Zuschauern der erfolgreichste Film gewesen. Da lag für uns die Latte. Dass wir mehr als das Zehnfache haben würden, hatten wir nicht mal in den geheimen Träumen gedacht.
Man wusste dann eine Zeitlang gar nicht mehr, wo Theo aufhört und Marius anfängt.
Das war ein bewusstes Spiel mit den Identitäten. Später hat Marius darunter gelitten. Da gibt es berühmte Interviews, in denen er sich aufs Härteste von der Rolle distanziert.
Trotzdem hat er einige Jahre später im „Schneemann“ wieder eine ähnliche Figur verkörpert. Danach wechselte er allerdings ins schwere Fach. Eine richtige Entscheidung?
Darüber waren wir uns nicht immer einig. Ich fand, er war in den Typisierungen, die er in den „Theo“-Filmen gespielt hat, ideal. Mensch, habe ich immer gesagt, sei froh, dass du das kannst. In Frankreich macht das der Belmondo, hier machst du das. Aber Marius hat mit der Festlegung sehr gehadert.
Was haben Sie gedacht, als Westernhagen einige Jahre später zum Megastar wurde?
Da habe ich Marius wieder als den großartigen Schauspieler wahrgenommen. Er spielt den Rockstar perfekt. Manche haben einen Widerspruch gesehen zwischen den provokanten Texten und den Armani-Hosen. Aber für Marius war das nie ein Widerspruch – es war seine Rolle. Jörn SChlüter