Pop-Tagebuch
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Eric Pfeils Pop-TagebuchKolumne

Fünf Alben aus den Achtzigern, die niemanden, aber wirklich niemanden interessieren dürften

Unser Kolumnist führt Sie in die selten besichtigte Sumpflandschaften des Pop.

Rainhard Fendrich – Und alles is ganz anders word’n (1982)

JETZT wird’s interessant! Bitte folgen Sie mir in die Distinktionsküche …

RAINHARD FENDRICH – UND ALLES IS GANZ ANDERS WORD’N
RAINHARD FENDRICH – UND ALLES IS GANZ ANDERS WORD’N

Noch sind im Zuge des Österreich-Booms die Flohmarkt-Preise für Platten von Wolfgang Ambros und seinen Wiener Freunden nicht gestiegen, aber das wird sich natürlich nach diesem Text schlagartig ändern. Apropos „Schlag“: Der Wiener Schlagermacher Peter Cornelius behauptet ja von sich, er habe die beliebte Formulierung „Reif für die Insel“ tatsächlich eigenhändig Anfang der Achtziger erfunden. Menschen, die anführen, die eigene Oma habe das aber schon vor 147 Jahren gesagt, hält er trotzig entgegen, dass die Wendung erst nach seinem gleichnamigen Hit zum geflügelten Wort wurde.

Ich frage mich nun, ob sein Kollege Rainhard Fendrich die Formulierungen „Was lacostet die Welt?“ und „spielt doch keine Rolex“ erfunden hat. Beide Sprüche finden jedenfalls in Fendrichs 1982er-Hit „Schickeria“ Verwendung, der sich – ebenso wie das tolle „Strada del Sole“ – auf dem vorliegenden Album findet. Das Cover der Platte – der Künstler im weißen Anzug mit nichts darunter vor einer 80er-Jealousie – lässt zwar anderes vermuten, aber was der spätere Nasenakrobat und Spielshowmoderator hier präsentiert, muss wohl als „Kabarettistenpop“ bezeichnet werden.

Sagen wir es deutlich: Dies ist die Sorte Album, mit dem man auf einer spontanen Küchenparty noch den letzten Alt-J-Fan aus der Bude getrieben bekommt. Wer aber in Wiener Mundart dargebotene launige Zeilen über zeitgenössische Reizthemen wie Bodybuilder, Polizeirazzien, Italienurlaube und Schickeria-Schnösel zu Hausmannskost-Pop für eine super Angelegenheit hält, könnte hier viel Freude haben. Irgendwann schreibe ich mal einen längeren Text über meine liebsten Ösi-Pop-Platten – die Zeit ist reif dafür!

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