Fühlen Sie sich kühl umarmt: Aimee Mann singt mit großer Stimme über verlorene Kommunikation
Den Titel der gemeinsamen „Acoustic Vaudeville“-Tour hatten Aimee Mann und Ehemann Michael Penn schon so gewählt, dass sie gar nicht anders konnten: Stand-Up-Komiker waren jeden Abend dabei und übernahmen die Conferencier-Teile. „Wir sind nun mal keine Performer“, rechtfertigte Mann schüchtern die Arbeitserleichterung. Wer sie mit ihrer elektrischen Band gesehen hat, weiß, dass das nicht stimmt. Aimee Manns orale liner notes zu den Songs aus zehn Jahren Solo-Musik sind charmante Blüten in diesen Konzerten, und die Schilderung ihres ersten Treffens mit „Magnolia“-Regisseur Paul Thomas Anderson erscheint hinterher als unbedingte Verständnishilfe zum Stück „Red Vines“, das sie für ihn geschrieben hat.
Ohne diese Live-Momente könnte man sie, dem Klischee gemäß, durchaus für spröde halten. Die letzte, faszinierend ornamentale Songsammlung „Lost In Space“ handelte von Kommunikationsverlust und der Abschottung in Drogen-, Sex- und Selbstsucht. Aimee Manns kühler Ton hat auch von der Bühne herunter nichts, was Annäherung und gemeinsame Seligkeit signalisiert – angesichts ihrer schlapphütigen Rock’n’Roll-Männer-Band, einer Art Stones-Besetzung nur aus Keitlis und Ronnies, wirken Mann-Konzerte wie postapokalyptische Hippie-Festivals, in denen die Blumenfrau illusionslos und leicht bitter ist, gestochen scharf singt, und die Drogen nur noch in den Texten vorkommen.
Man muss hierher, um ihren lakonischen Humor zu finden. Man muss hierher, um zu begreifen, dass Aimee Mann mit Laura Nyro und Joni Mitchell zu den größten Sängerinnen gezählt werden muss. Man muss hierher, weil sie das Beste aus allen Solo-Alben bringt und es nach den vielen Label-Wechsel nie eine gute Greatest Hits geben wird. Vielleicht ist das mit den Ansagen doch nicht so wichtig.