Frühe Aufnahmen von Bruce aus dem Archiv

Er war immer der Bootleg-Boss, aber die neueste Veröffentlichung aus den Tiefen der Geschichte wird Bruce Springsteen böse machen, wenn er sich mal nicht im Hotelzimmer von der Reklame für Fitneß-Geräte faszinieren läßt: Unter dem Titel „Unearthed (72 -76)“ bringt eine Firma „Sound Solutions“ (die es wirklich gibt, wie Recherchen ergaben) Studioaufnahmen heraus, die zum größten Teil nach „The Wild, The Innocent & The E-Street Shuffle“entstanden also während des Rechtsstreites mit dem ehemaligen Manager Mike Appel, der die Arbeit an „Born To Run“ blockierte. 40 Songs verblieben in einem Paket, für das Appels Firma die Rechte behielt – und niemand kaufte sie zurück.

Auch die Firma Sony Music, ehedem CBS, nicht. Dafür liegt der Fall nun in der Rechtsabteilung. 16 Lieder – vermutich die besseren in Bootleg-artiger Aufmachung und der obligatorischen Klangqualität belegen, was der Kenner schon wußte: daß Springsteen ein sentimentaler Geschichtenerzähler war; daß seine Songs (eher Folk als Rock) abenteuerlich holperten; daß er (neben Frauennamen) Titel wie „Visitation At Fort Hörne“, „Arabian Night“ und „Song To The Orphans“ unpeinlich fand; daß die erste Besetzung der E-Street Band ein Ensemble für die Konzertmuscheln in Kurorten war. Jon Landau befahl die Auflösung: „Die können nicht rocken.“ Und doch: ein wichtiges Dokument für Springsteen-Forscher. Denn in den Songs liegt dieselbe quälerische Trauet; die Nebraska“ und zuletzt „The Ghost Of Tom Joad“ generiert hat. Ein historisches Mißverständnis: Niemals könnte dieser Kauz der amerikanische Held sein, den er mit Levi’s-Jeans und Baseball-Kappe in der Hinterntasche scheinbar verkörperte. Verglichen mit Bruce Springsteen, war Hank Williams nur ein Scherzkeks.

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