Freunde für den größten Mann der Welt
Dem Songschreiber Tallest Man On Earth nimmt man die Dylan-Manierismen nicht übel.
Kristian Matsson ist der größte Mann der Welt: Der Schwede ist in aller Munde, das neue Album, „The Wild Hunt“, erscheint bei einem potenten amerikanischen Label, die Shows laufen wie verrückt.
Als Tallest Man On Earth singt Matsson wie Bob Dylan, was ihm aber nicht übelgenommen wird – man wertet den ähnlichen Tonfall eher als Indiz für eine außerordentliche Begabung. Die kantigen Folk-Songs auf „The Wild Hunt“ haben etwas Besonderes, sind derb und old timey, selbstbewusst und frei von Larmoyanz. Matsson spielt unwirsch Gitarre und singt mit großer Dringlichkeit, ein bisschen wie Fionn Regan vielleicht. Über seine Musik sprechen will er nicht so recht, auch das passt ins Bild des widerborstigen Beat-Poeten. Lieder seien schön, man könne sie mit sich herumtragen und mit ihnen zusammenleben, sagt er, und dass man doch nicht schreibe, um einen Preis zu gewinnen.
Obwohl das Interesse an Tallest Man On Earth zuletzt stieg, ist das neue Album eine kleine Platte mit wenig Instrumenten geworden. Es ist der konsequente Verzicht auf große Arrangements und teures Equipment, der diesen Aufnahmen etwas Außergewöhnliches und Spannendes verleiht. „Da ist immer die Versuchung, eine große Platte zu machen, ich habe tausend Ideen im Kopf „, gibt Matsson zu, „aber ich plane die Dinge gern gut, und im letzten Jahr hatte ich keine Zeit dazu.“ Also ging Matsson in Klausur und machte alles allein, daheim in Schweden und fernab der Metropolen. „Ich brauche kein großes Studio zum Aufnehmen – ich bin lieber in einem Wohnzimmer, in dem ich mich wohl fühle. Am besten, es ist auf dem Land, und ich kann rausgehen, wenn’s mal nicht so läuft.“
Live läuft es nach einer Tournee mit Bon Iver gut. „Danach kamen die Leute auch zu meinen Shows. Aber ich habe auf dieser Tour noch etwas gefunden, das sehr wertvoll ist: gute Freunde.“ Die braucht sogar der größte Mann der Welt. jörn schlüter