French Connection

Mit Ellitot Murphy und Iain Matthews haben sich zwei Song-Jongleure zusammengetan

An Amsterdam schätze er die unaufgeregte Atmosphäre und die libertäre Lebensart, sagt Iain Matthews über seinen momentanen Wohnort, „vor allem aber, dass es so zentral liegt und man schnell überallhin kommt“. Es ist ein ostentativ europäisches Koordinatensystem, das der britische Kosmopolit „vorübergehend“ gegen seine Wahlheimat Texas eingetauscht hat, weil es für ihn auf dem Alten Kontinent ungleich mehr Arbeit gibt als im Land von Bush und Dow Jones. Von Amsterdam aus plant Matthews ausgedehnte Tourneen, solo, mit Andy Roberts als Plainsong oder im Tandem mit Elliott Murphy.

Auch der hat sein Domizil vor vielen Jahren schon von New York nach Paris verlegt und findet in Europa „ein dankbareres und kenntnisreicheres Publikum“ als in Amerika. Murphy und Matthews kannten sich bis kurzem nur flüchtig, schätzten einander von Ferne, doch tat keiner den ersten Schritt in Richtung einer Kollaboration. Das blieb Edgar Heckmann vorbehalten, Kopf des Roots-Labels Blue Rose Records. Er regte an, die kreativen Resourcen zu bündeln. Gewagt, getan.

Man traf sich auf halbem Wege im französischen Le Havre, die Egos machten klick, die Sessions machten Spaß, et voilä: „La Terre Commune“. Es ist ein verblüffend homogenes Album geworden, ein spontaner Wurf, der den Geist der Siebziger beschwört. Folk-Rock von Könnern, die Arrangements ohne Aufhebens, die Harmonies mal beatlesk, mal burlesk, die Songs von Bob Dylan, Jesse Colin bung oder Bruce Springsteen. Und natürlich aus dem eigenen, reichhaltigen Fundus. Darunter etwa eine autobiografische Reminiszenz an den rasanten Aufstieg und ebenso rapiden Absturz von Matthews SoutJhern Comfort: „In the eyes of the world, he’s been gradually fading away/ In the eyes of the world, he’s had nothing of substance to say“. Ein Blick zurück in Wehmut und nicht ohne Zorn, gesungen aber nicht von Matthews selbst, sondern von Murphy. „As if he were me“, wie der Autor von „Unconditionally“ lächelnd anerkennt. Auch das Verdikt, die LP atme den Spirit der Siebziger rennt eine offene Tür ein. „Das ist gut“, freut sich Matthews, „thank you“.

Ein Album von altem Schrot und Korn also, könnte man despektierlich resümieren, zur besseren Verkäuflichkeit in deutschen Landen geschmückt mit dem Namen einer nationalen Berühmtheit: Wolfgang Niedecken. Eine Idee, die einmal mehr Heckmann ausheckte, die aber augenscheinlich funktionierte. „He’s a real nice guy“, sagt Matthews artig über den Kölner Mundart-Rocker. Niedecken war es dann, der vorschlug, „The Ballad Of The Soldier’s Wife“ aus der Feder von Bert Brecht und Kurt Weill zu covern. Es spricht für die Musikalität der Beteiligten, dass der Track ein integraler Bestandteil des Albums wurde, wiewohl weder Murphy noch Matthews den Song vorher kannten und beide zuvor auch nie von Niedecken gehört hatten.

Und weil es im Studio so problemlos lief, will man nun auch gemeinsam auftreten: Beim Wolfstock-Festival, das vom Outdoor-Outfit-Hersteller Jack Wolfskin veranstaltet wird. Wogegen, so Matthews grinsend, nichts einzuwenden sei, so lange sich der Sponsor nicht mit Promo-Geschenken lumpen lasse.

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