French collection
Aus Versehen haben GINKGO den Reiz des PCs entdeckt - und sitzen nun zwischen allen Genres
Pans steht wieder einmal still. Der Verkehr ist ob des anbrechenden Feierabends zum Erliegen gekommen. Ein guter Moment für den Taxifahrer, seinen Stadtplan nach der richtigen Route zu befragen. „Bateau? Bateau?“, fragt er, offenbar desorientiert. Ja, Bateau – auf ein Schiff nämlich haben die französischen Elektronik-Grenzgänger geladen, um sich der internationalen Presse in Form eines Konzettauftrittes zu präsentieren.
Die Batofar, ein ausrangiertes Feuerschiff, beherbergt einen ganz hippen Live-Club, in dem die französische DJund Elektronik-Szene Nacht für Nacht zum Tanz bittet. „Wir haben mit diesen Genres eigentlich gar nichts zu tun“, grenzt sich Gitarrist Boris Magnin ab, „wir sind in unserem Selbstverständnis eine völlig herkömmliche Band.“ Diese Unterscheidung ist den vier Musikern aus dem Osten der Republik sehr wichtig. Ginkgo, einst eine „No-Pop-Band im Sinne von Sonic fouth und den Pixies„, seien eher aus Versehen an die Apparate geraten und hatten dann im Spiel mit dem Computer neue kreative Möglichkeiten entdeckt Allerdings, solch traditioneller Hintergrund verbirgt sich auf dem Debüt „Eskimo Point“ hinter eher handelsüblichen Ambient-, Dance und Deep House-Sounds., ,Du musst uns auf der Bühne sehen“, kapituliert Boris‘ Bruder Stephane vor der Unzulänglichkeit der Worte, „dann wirst du verstehen.“ Da hat er Recht.
Als Ginkgo gegen Mitternacht die kleine Bühne im Bauch des Batofar betreten und zu den Sequenzen zu spielen beginnen, wird der Spagat spürbar. Mit zwei Gitarren, Trommeln und Bass nutzen die vier Franzosen recht simple Grooves aus dem Kasten als Sprungbrett in überlange, schwelgerische Improvisationen, die mal gängige Clubsounds konterkarieren, mal ins Psychedelische verlaufen. „Was es nun genau ist, wissen wir auch nicht so recht“, zuckt Boris mit den Schultern, „aber vielleicht muss man sich ja auch nicht immer entscheiden.“ Geht in Ordnung.