Frank Ocean über sein Coming-out: „Ich wusste, dass die Leute Fragen stellen würden.“
"Ich wusste, dass die Leute wegen meiner Texte Fragen stellen würden", deshalb hatte Frank Ocean vor der Veröffentlichung seines Albums "Channel Orange" am 13. Juli in einem offenen Brief von seiner ersten großen Liebe – einem Mann – erzählt. In einem Interview mit dem Guardian sprach er nun über Beweggründe und Reaktionen.
Mit „Channel Orange“ hat Frank Ocean am 13. Juli sein Debütalbum veröffentlicht, einige Tage vorher hatte er auf seinem Blog einen Brief gepostet, in dem er über seine erste große Liebe schreibt – ein Mann. In einem Interview mit dem Guardian erzählte er nun, warum er diesen Weg wählte, und wie es ihm seitdem ergeht.
Bereits im letzten Dezember hatte Ocean den Brief, den er dann kurz vor Release seines Debüts über Tumblr veröffentlichte, geschrieben, um ihn dem Album beizulegen. „Ich wusste, die Leute würden wegen meiner Texte Fragen stellen.“ „Und als ich dann hörte, wie über bestimmte ‚Pronomen‘ in den Lyrics diskutiert wurde, wollte ich bloß ein bisschen Klarheit schaffen. Klarheit, bevor das Feuer zu wild wird und das Gerede zu unfokussiert und ausartend“. So entschloss er sich schon einige Tage vorher den Brief zu veröffentlichen.
„Die Leute haben vor vielen Dingen zu viel Angst. Vor Dingen, vor denen keine Angst nötig wäre. Als ich ‚Nostalgia‘ rausgebracht habe… was hätte tatsächlich passieren können? Und bei dem was ich letzte Woche auf Tumblr gesagt habe? Sicher, das Böse existiert. Extremismus existiert. Jemand hätte aus Hass ein Verbrechen verüben und mich verletzen können. Aber sie könnten genau das auch tun, weil ich schwarz bin. Sie könnten genau das auch tun, weil ich ein Amerikaner bin. Bleibst du aus Angst lieber immer zu Hause? Fährst du kein Auto mehr, nur wegen den Statistiken? Wie sehr limitierst du dein Leben aus Angst?“
Somit war die Entscheidung für ihn klar. „Es war mir wichtig zu wissen, dass ich, wenn ich auf Tour gehe, in die Gesichter von Leuten blicke, die mir applaudieren weil sie mich würdigen.“ „Ich habe nicht viele Geheimnisse, und wenn sie das wissen und immer noch applaudieren… es mag nach einer seltsamen Wertschätzung klingen, aber es ist wichtig für mich.“
Nach seinem Coming-out würdigten viele Kollegen diesen Schritt in der Öffentlichkeit. Vorne dabei war Jay-Z, der in einem Artikel den Mut dieser Entscheidung pries, die einen großen Schritt nach vorne bedeute – „we were all made better by your decision to share publicity“ – und zudem auch das Verhältnis der HipHop-Welt zur Homosexualität thematisiere. Außerdem meldete Beyonce, die ein Foto Oceans mit den Worten: „Be fearless, be honest, be generous, be brave, be poetic, be open, be free, be yourself, be in love, be happy, be inspiration“ postete. Und 50 Cent, der schrieb, dass jeder, der ein Problem mit Frank Ocean hätte, ein Idiot sei sowie Russell Simmons, der von einem „großen Tag für den HipHop“ sprach.
Auf die Frage, ob er sich auch ein Stück weit als Vorreiter fühle, erklärte Ocean: „Ich weiß nicht. Eine Menge Leute haben das gesagt, nachdem die Nachricht ihre Runden drehte. Ich glaube ein kleiner Teil der Entscheidung war altruistisch. Weil ich daran gedacht habe, wie ich mir mit 13 oder 14 gewünscht hätte, dass da jemand sein würde, zu dem ich aufblicke, und der so etwas sagt, der in dieser Art so offen ist. Aber da ist die andere Seite, bei der es sich bloß um meinen eigenen Verstand und mein Vermögen dreht und darum, dass ich das Gefühl habe ein Leben zu leben, in dem ich nicht bloß auf dem Papier erfolgreich bin, sondern sicher gehe, dass ich glücklich bin, wenn ich morgens aufwache. Und nicht diesen verflixten Stein in der Brust spüre.“
Frank Oceans Auftritt bei Jimmy Fallon:
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