Frank Black im Interview über das beste Album des Jahres 1994

Ist „Teenager of the Year“ das beste Pixies-Album, das die Pixies nie veröffentlicht haben? Black Francis alias Frank Black über die Entstehung des 1994er-Werks.

Zuerst wurde Frank Black falsch vermarktet. Dann wurde er richtig vermarktet, aber 30 Jahre zu spät. Und wer war eigentlich dieser Frank Black? Er heißt doch Black Francis. „Death to the Pixies – here comes Frank Black“ stand auf dem CD-Werbesticker zum „Frank Black“-Solodebüt des Pixies-Sängers, der zuvor seine Band aufgelöst hatte. Klang negativ – und die Platte floppte. Wenige bemerkten, dass er 1993 mit der Coverversion von „Hang on to your Ego“ das Beach-Boys-Revival um drei Jahre vorwegnahm.

Dieses, sein zweites Soloalbum „Teenager of the Year“, wird nun angepriesen als „bestes Pixies-Album, das die Pixies niemals veröffentlicht haben“. Stimmt. Die Einschätzung hätte Frank Black aber vor 30 Jahren gebrauchen können. 1994: ein Flop.

„Teenager of the Year“ würde Blacks letztes orchestrales und (Keyboard-)fanfariges Werk sein. Reggae, Rockaby-Schwoof, Hard-Rock, Funk. Danach verlor er sich zunehmend im Blues und verzichtete auf Marketing. Mit seiner „Teenager of the Year“-Band geht Frank Black ab Januar nun auf „Anniversary“-Tour. Seine größten Soloauftritte seit der Pixies-Reunion 2004. Darunter zwei Termine in Europa, in Paris und London. Ein Gespräch über kalifornische Legenden und Indierock der 1990er-Jahre.

Das Album wird am 17. Januar wiederveröffentlicht, auf zwei Gold-LPs.

Verlassene Kirchen spanischer Eroberer

Sie singen „(I Want To Live On An) Abstract Plain“. Was bedeutet das?
Menschen wie ich wollen immer, und sei es nur für kurze Zeit, einmal an der amerikanischen Westküste leben. Und sei es als Amateur-Fanboys kalifornischer Geschichte. Als Musiker habe ich keinen Nine-To-Five-Job, muss nicht immer zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten sein. Das kommt mir in Los Angeles sehr entgegen, die Autos der Stadt befinden sich bekanntermaßen im Dauerstau. Das juckt mich nicht. Ich bleibe einfach, wo ich bin!

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Sie sind ein Stubenhocker?
Nein, abends geht’s dann raus mit dem Wagen. Dennoch fährt jeder in Los Angeles auch dann nur noch ganz bestimmte Wege, genau wegen des Verkehrschaos. Richtung Las Vegas geht es am besten über verborgene Backroads. So lernt man immerhin viel über Amerika kennen. Sieht komische Gebäude. Verlassene Kirchen spanischer Eroberer. Zuwanderer schaffen Verwandlung, und man kann über Kalifornien nicht sprechen, ohne über die gegenseitigen Bereicherungen von Architektur, Musik, Film und Science-Fiction zu sprechen. Für mich sind das „Future Prisms“.

Was ist das?
Man sieht die Dinge, von denen man sonst in den Romanen von Philip K. Dick lesen würde. Oder in Mike Davis’„City of Quartz“, das sich der Stadtentwicklung von Los Angeles widmet, forciert durch verschiedene Kräfte, die nicht ganz klar erscheinen. Jedes Gespräch über kalifornische Architektur landet irgendwann beim Thema gescheiterte Bauprojekte. Im Grunde ist fast alles dort Fake Mexican Architecture. Entwickelt aber auch seinen eigenen Look. L.A. ist für mich tatsächlich wie „Blade Runner“ geworden. Oder wie in der Kalifornien-Trilogie von Kim Stanley Robinson. Oder wie bei William Gibson. Diese Autoren schauten oder schauen nicht 100 Jahre in die Zukunft, sondern vielleicht 40.

Saltonsee, der See meiner Kindheit

Nicht nur Kalifornien soll für Sie anders aussehen. In „Space is Gonna Do Me Good“ besingen Sie die „Islands of Phoenix in 2016“.
Das ist die buchstäbliche Interpretation einer Story, die ich in irgendeinem Sci-Fi-Magazin gelesen hatte. Die aber in der Geologie wurzelt. Würde eine bestimmte Menge Wasser von Himmel kommen, also, ich meine, eine gigantische Zahl an Litern, entstünden rund um Phoenix diese Inseln. Trübe, düstere, nasse Inseln. Wird allerdings nicht mehr meine Ära sein! Ich denke da eher an den Saltonsee – das ist der See meiner Kindheit.

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Das schönste Lied der Platte hat auch den schönsten Namen: „Calistan“. Wer das googelt, landet ausschließlich bei Ihnen. Wie sind Sie auf den Titel gekommen?
Den habe ich mir ausgedacht, ja. Die Endung „Stan“, da bin ich mir aber nicht so sicher, ordne ich dem asiatischen Raum zu, Türkei, Persien. Oder AfghaniSTAN, UsbekiSTAN. „Stan“ bedeutet „Land“. „Calistan“ ist „Cali“ und „Stan“, also „Californistan“, das „Land Kalifornien“. In den letzten Jahrhunderten hat es dort immer wieder andere dominierende Kulturen gegeben, aber alle haben sie eine kalifornische Identität. Auch in „Calistan“ geht es um Reisen. Sie wissen, wie die Menschheit darauf kam, Straßen zu erfinden?

Ich bin kein „Beautiful California“-Typ

Bitte erzählen Sie!
Aus der Beobachtung der Menschen. Sie beobachteten, wie Hirsche, Schweine oder Rehe durch die Natur gingen. Die Tiere kennen immer den besten, einfachsten Pfad. Aus Pfaden werden Wege. Aus Wege werden Straßen. Alle gehen sie, buchstäblich, den Weg des geringsten Widerstands. Geografisches Vorgehen liegt in der Natur der Tiere. Heute gibt es das Automobil, da spielt das alles natürlich keine Rolle mehr, da der Mensch fast jeden Ort der Welt befahrbar macht. Grundsätzlich ist Kalifornien ein von der Natur gesegnetes Gebiet. In Kalifornien wachsen viele Früchte. Dort gibt es Tiere, die man aus dem Ozean fischen kann. Flüsse, in die man hineingreifen kann. Tiere, die man im Wald jagen kann. Und das Wetter lädt zur Dauerernte ein.

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Wollten Sie immer schon im Los Angeles leben, wie in ihrem Debütsong als Frank Black postuliert – „I Want to Live in Los Angeles?“
Alle wollten dort leben. Nicht nur wir heute, oder vor Jahrhunderten die spanischen Kolonialisten, sondern natürlich auch die Indigenen. Zig verschiedene Völker, zig verschiedene Sprachen. Die Familie meiner Mutter zog irgendwann nach Kalifornien, in den späten 1950er-Jahren war das. In Los Angeles einen Job zu finden, war damals leicht. Viele meiner Verwandten arbeiteten bei Fluggesellschaften.

Als man Landkarten aufschlug

Sie könnten ja Tourismusminister Kaliforniens werden!
Ich bin kein „Beautiful California“-Typ, das nun wirklich nicht. Wir zerstören das Land mittlerweile, das dürfte jedem klar sein. Zur Zeit von „Teenager of the Year“ war ich vielleicht ein wenig idealistischer, aber die Erzähler in den Songs fantasieren auch gut vor sich hin. Ich unternahm endlose Fahrten entlang der Küste. Die Landschaft und ich waren im Einklang. Ich kann mich gut an die Zeit vor den Smartphones erinnern. Als man Landkarten aufschlug. Ich liebte den „Thomas Guide“. Das waren Atlanten, oft in Leder gebunden, über die Landschaften und Städte Amerikas. Und über die Backroads. Ein überarbeiteter L.A.-Atlas erschien fast jedes Jahr. So entstand „Calistan“.

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In „Fazer Eyes“ singen Sie am Ende: „You Won’t Be Frightened Of The Real Thing, After The Show“. Was passiert nach der Show?
Eine klischeehafte Idee, eher noch: eine Verschwörungserzählung. Die besagt, dass intelligentes außerirdisches Leben existiert. Und dass es Menschen gibt, die von ihnen wissen. Wer davon weiß, zählt zu den mächtigsten Menschen der Welt. „The Real Thing“ würde bedeuten, dass dieser exklusive Zirkel die gesamte Menschheit einweiht. Danach gäbe es: nur noch Chaos. Alle werden verrückt. Ich sage nicht, dass ich dieser Verschwörungserzählung glaube.

Ich dachte an meinen Cadillac

In „Ole Mulholland“ singen Sie über William Mulholland, jener Ingenieur, der die Wasserversorgung von Los Angeles konzipierte. Sie reden mit verschiedenen Stimmen, imitieren fiktive Bürgermeister, die das Wassersystem für so grandios halten wie die ägyptischen Pyramiden, und rufen zu Beginn des Lieds: „There it is, take it!“. Was bedeutet das alles?
Ich fuhr mit meinem Cadillac gern über die Hügel rund um Los Angeles. Aber auch nach Malibu. Und durch die Wüste. Was war nochmal die Frage?

Wovon handelt „Ole Mulholland“?
Ah, ja, ich schweife ab. Ich dachte gerade an meinen alten Cadillac, sorry. Und wie ich die Gegend erkundete. William Mulholland ist in Los Angels allgegenwärtig. Mulholland Highway. Mulholland Drive. Als Kind sah ich viele dieser Cop Movies, in denen Verbrecher durch diese Flussbetten aus Zement und Beton gejagt werden. Das Los-Angeles-Aquädukt, erbaut Anfang des 20. Jahrhunderts und zig Kilometer lang. So wurde das Flusswasser vom Owens River nach Los Angeles geleitet. Auch das Wasser von Stürmen fließt da durch und weiter bis ins Meer. Ich liebe Filme über L.A.

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Welche fallen Ihnen ein?
„Chinatown“ von Polanski. Er nimmt sich viele erzählerische Freiheiten. Aber es gibt über diese Stadt nunmal viele Verschwörungen, was mächtige Männer mit viel Geld angeht. In der Verkehrsindustrie, in der Ölindustrie, in der Militärindustrie, in der Kinoindustrie. Hier wird viel, viel Geld bewegt. Und ich mag Filme, in denen das zum Thema wird. (lacht). 

„Great Salton Accident“

Gibt es einen kalifornischen Mythos, der Sie besonders reizt?
Vielleicht kein Mythos, geschweige denn Geheimnis, aber mich reizt jener Saltonsee, von dem ich als Kind schon hörte. Er ist nicht natürlichen Ursprungs, sondern entstand durch einen Unfall, den „Great Salton Accident“. Der Damm des Colorado River brach, hunderte Kilometer entfernt, und spülte jahrelang fast sein gesamtes Wasser in die Salton-Senke. Das Militär war dagegen machtlos. Der größte See des Staats. Für die Kalifornier mal eben so ein neuer, riesiger See. Er wurde in den 1950er-Jahren zu einer Art Naherholungsort, auch wenn der Salzgehalt eigentlich so hoch war, das man in dem Wasser keinen Spaß haben konnte. Und dann begann der Pegel zu sinken. Als der Flugtourismus populär wurde, wollten eh immer weniger Menschen zum Saltonsee. Die flogen dann lieber an die Küste.

Waren Sie nochmal dort?
Heute befinden sich da noch Wohnwagenstädte, die zunehmend verwaisen. Ich habe gehört, dass in dem Gewässer ein afrikanischer Fisch sein Zuhause gefunden hat. Aber wer will aus diesem Gewässer schon was essen? Der Saltonsee war ein Unfall, er erscheint mir giftig, aber er ist auch wunderschön. Er ist ein Landschaftsmerkmal geworden, jeder dürfte dort sein Heim errichten, wenn er wollte. Alles frei. Aber keiner will das. Wertlose Gegend, inmitten der Wüste. Das Video zu meiner Single „Los Angeles“ haben wir dort gedreht, ich fahre mit meinem Hovercraft durch die Wüste beim Saltonsee.

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Die Labels wollten Content, Content, Content

Eigentlich umfasst „Teenager of the Year“ nicht 22, sondern 25 Songs. Warum sind „Men in Black“, das Sie später in überarbeiteter Form als Single veröffentlichten, als auch „At The End Of The World“ und „Oddball“ nur als B-Seiten der einzigen Album-Single, „Headache“, erschienen?
Ich weiß es nicht mehr genau. Entweder waren sie schon lange eingespielt, zu lange davor schon, oder sie wurden erst nach den Aufnahmen von „Teenager of the Year“ aufgenommen. Sie klingen ja auch anders als die Albumlieder. Vielleicht waren auch andere Musiker oder ein anderer Produzent daran beteiligt. Sie repräsentieren nicht die Platte. Sie waren plötzlich da, and now they were looking for a slot in the world. Es waren die 1990er-Jahre. Leute kauften noch Single-CDs. Die waren wie EPs, also ausgestattet mit mindestens vier Songs. Die Labels wollten Content, Content, Content. B-Seiten-Kollektionen sind im Zeitalter des Streaming natürlich ausgestorben. Kennen Sie „You Know My Name (Look Up The Number)“?

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Ein Beatles-Song.
Eine echte B-Seite, die über eine Best-of vielen Leuten erst bekannt wurde. Ich liebe das Stück. Minimalistisch, silly, arty. Es wechselt innerhalb seiner wenigen Minuten das Genre. Und hat doch ein durchgängiges Mantra. Sehr clever, sehr unernst. Ich bin kein B-Seiten-Sammler, aber ein Musikfan. Wenn Leute über B-Seiten reden, denke ich an „You Know My Name (Look Up The Number)“.

Wie kleine Puppen in einer Show

Jeder der 22 „Teenager“-Songs klingt wie ein Mini-Epos, und nach schnellen 66 Minuten ist alles vorbei. Wie haben Sie die Trackliste konzipiert?
Für mich sind alle der 22 Songs von „Teenager of the Year“ wie kleine Puppen in einer Show. Wir gehen von Song zu Song wie von Szene zu Szene. Manche dieser Puppen tauchen dann in anderen Songs wieder auf. Man darf nicht vergessen, dass die Platte nicht wirklich ernst gemeint ist. Ich singe alles aufrichtig, das schon. Aber die Themen darin sollen auch Spaß machen.

Die Platte endet mit „Pie in the Sky“, ein Appell an die Sinnlosigkeit, die Expansion ins All zu wagen?
Am Ende dieser Rock-Oper, des Librettos, singe ich „That’s an order!“, wie ein Auftrag an die Menschheit. Es sind Dur-Akkordprogressionen, die wie ein Sieg klingen – the big ending. Das gefällt mir. Denn ich bin für die Trackliste der Platte gar nicht zuständig gewesen. Das dürfte Eric Drew Feldman (Tour-Keyboarder und Pere-Ubu-Mitglied) übernommen haben. Ehrlich gesagt ist mir die Sequenzierung ziemlich egal. Wenn es um die Running Order geht, habe ich mir um die Lieder sowieso schon lange vorher sehr, sehr viele Gedanken gemacht. Zu viele. Ich bin froh, wenn andere, Bandkollegen etwa, mir diesen Job der Running Order abnehmen. Oder es passiert das Gegenteil. Ich beende die Debatte schlagartig.

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Nicht überall waren die Clubs ausverkauft

Wie das?
Mein Album „Frank Black and the Catholics“ von 1997 präsentiert alle Lieder einfach in alphabetischer Reihenfolge. Mir gefällt das. Weil es nicht verurteilend ist, aber doch richterlich wirkt. Wie die Beurteilung durch eine externe Autorität. „Ich, der Richter, interessiere mich nicht für Ihre Ideen zur Running Order! Lassen Sie mich die Musik hören, und ich bilde mir selbst ein Urteil! (lacht). Wo ist A! Ja, Sie! Und jetzt B! Aufstehen! Bestanden!“ Das ist schon fast grob. Und macht es dem Künstler unmöglich, Einfluss auf die Rezeption des Werks zu nehmen, in dem er die Lieder suggestiv anordnet.

„Teenager of the Year“ wird heute beworben als „bestes Album, das die Pixies niemals aufgenommen haben“, war 1994 aber kein Erfolg. Wie hart traf Sie damals die Missachtung?
Die Aufnahmen zu diesem Album, als auch zu meinem Debüt „Frank Black“ aus dem Jahr davor waren ein enormer Spaß. Ich fühlte mich frei. Joey Santiago, der Pixies-Gitarrist, spielte auf einigen Songs. Es war Sommer, wir machten eine Clubtour. Nicht überall waren die Clubs ausverkauft. Eine bescheidene Angelegenheit. Ich verstand schnell, dass dieser Karriereweg als Solomusiker mich vielleicht nicht größer machen würde. Das war also meine erste Erfahrung, nachdem ich die Pixies aufgelöst habe: Hey, an diesen Schuppen erinnere ich mich gut – da trat ich schon mit den Pixies auf! Aber eben nur am Anfang meiner Karriere, nicht, als wir die Hits hatten. (Macht mit der Hand eine langsame Bewegung von oben nach unten:) Ich war jetzt nicht mehr hier, sondern nur noch hier. Ich ritzte meine Kerben in den Stock nun etwas tiefer, und das bereits mit meinem Debüt.

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„King of the Hill“

Und dann?
Stellte ich mir die Frage: aufhören oder weitermachen? Ich machte weiter. Akzeptierte die Konzertverpflichtungen, ging auf Tournee. Und danach gleich wieder ins Studio. Auch das gab mir Freiheit, niemand erwartete mehr einen Hit von mir. Die Musikwelt hatte mich quasi entlassen. „Frank Black“ hat vielleicht 150.000 oder 200.000 Einheiten umgesetzt. Im Jahr 1993 war das ein Misserfolg. Heute wären andere Künstler über diese Zahlen schon froh. Eigentlich eine unerhört hohe Zahl, es sei denn, man ist ein Star. Die heutige Maßeinheit für Erfolg orientiert sich an den Zuschauerzahlen einer Welttournee oder an Streamingabrufen. Meine Kinder schauen regelmäßig in den Streamingkanälen nach, wieviele „monatliche Hörer“ ich habe. Viele Menschen deren Alters interessieren sich für diese statistischen Daten. Warum auch immer.

Empfinden Sie die anstehenden „Teenager of the Year“-Konzerte als späte Genugtuung?
Ich freue mich auf die Konzerte, natürlich, eben weil wir 1994 keine reguläre Tournee mit der Platte absolvieren konnten. Das hätte ich mir auch nicht leisten können. Ich war nicht mehr der „King of the Hill“, der „King des Indie“. Ich weiß aber, dass einige Fans dieses Werk für mein bestes Solowerk halten. Das macht mich glücklich. Neben den 22 Songs spielen wir jetzt auch einige Stücke aus dem „Frank Black“-Debüt, wie „Los Angeles“ und „I Heard Ramona Sing“.

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