Filter
„Das macht der nicht lange“, sagte ein sichtlich beeindruckter Kollege nach dem Konzert, und meinte die Vehemenz, mit der Filter-Frontmann Richard Patrick gute 70 Minuten lang seine Stimmbänder malträtiert, sich immer wieder mit hochpeitschendem Schrei in seine Refrains geworfen hatte.
Nach geglückter Neuformation seiner Band und erfolgreichem Release des langerwarteten Albums „Title OfRecord“ waren Filter angetreten, um das im Studio Vollbrachte bei einigen Warm-up-Gigs live umzusetzen. Nach Paris und Köln diente nun Hamburg als Testfeld für die im nächsten Jahr anstehende USund Europatournee. Medienvertreter und Fans waren zahlreich erschienen und erwarteten neugierig ein Statement zur Lage der modernen Rockmusik.
Wenn Richard Patrick diesen auf seinen schmalen Schultern lastenden Druck gespürt haben sollte, ließ er es sich nicht anmerken. Mit dem sarkastischen „Welcome To The Fold“ startete er einen aus „Short Bus “ und „Title OfRecord“ gemischten Set, den die Worte „Konzentration“ und „Intensität“ wohl am besten beschreiben dürften.
Besagte Intensität entstand dabei in erster Linie durch die brutale Lautstärke der zumeist statischen Gitarren-Arrangements, die nicht nur durch ihre mathematische Präzision an Helmet erinnerten, sondern vor allem auch durch ihre Umsetzung: Zwei Gitarren, gespielt von Patrick und Geno Lenardo, Bass und Schlagzeug, hin und wieder unterstützt von Industriegeräuschen und Beats aus dem Sampler – mehr braucht es auch 1999 nicht, um klassischen Inhalten einen effektvollen Soundtrack anzuheften. Patricks Texte handeln von Isolation und Ignoranz, von Angst und Agonie, übertönt von einem Frustrations- und Wutpotenzial, das beinahe schon beängstigend ist Insbesondere ältere Songs wie „Consider This“ oder die abschließende Hymne „Hey Man Nice Shot“ haben nichts von ihrer rabiaten Aussagekraft verloren. Das machen die nicht lange.