Fernseh-Flaute: Der Sommer als Missvergnügen
Zwischen unbedarften Auswanderern und endlosen Wiederholungen ist im deutschen Fernsehen zurzeit offensichtlich kein Platz für Neues.
Sommer ist doch das Letzte. Nicht nur wegen der Hitze oder der Mücken, sondern vor allem wegen des Fernsehprogramms, das uns die Sender bieten, wenn angeblich alle sowieso draußen sitzen und Bier trinken. Ich aber sitze gern zu Hause im Schatten und möchte nicht nur Wiederholungen sehen. Deshalb hatte ich mich auf den gestrigen Abend gefreut: Auf VOX sollte „100 Songs, die die Welt bewegten“ anlaufen, eine zweistündige Musikdokumentation, für deren erste Folge Bob Geldof als Pate gewonnen werden konnte. Endlich, dachte ich, mal wieder eine Musiksendung im Fernsehen – von Markus Kavkas „Number One“ abgesehen gibt‘s ja kaum noch eine einigermaßen anständige. (Nein, „Die ultimative Chart-Show“ zählt nicht.)
VOX befand es wohl für unnötig, auf der hauseigenen Website, im Teletext oder zumindest auf Facebook darauf hinzuweisen, dass der Start der Sendereihe auf den Herbst verlegt wurde. Offensichtlich geht man davon aus, dass in EPG-Zeiten (eine Einrichtung, die ich auch sehr schätze) sowieso keiner mehr in eine altmodische Fernsehzeitschrift guckt, die Wochen im voraus produziert wird und deshalb bei kurzfristigen Änderungen Leute in die Irre führt, die nicht so spontan sind, sondern ihren TV-Abend gern mit dem Textmarker planen. Nicht lachen, Bastian Pastewka macht das auch! (Okay, das war kein gutes Argument.)
Nun kam statt Bob Geldof also mal wieder „Goodbye Deutschland“. Ich korrigiere: Nicht der Sommer ist das Allerletzte, sondern Auswanderer, die alles, aber auch alles falsch machen. Die in ein Land ziehen, dessen Sprache sie nicht beherrschen. Ohne Geld und ohne Plan, aber mit viel Selbstbewusstsein, das durch keinerlei Fähigkeiten oder Kenntnisse gerechtfertigt ist. Die sich in einen Urlaubsflirt verlieben und alles für ihn hinter sich lassen, um dann festzustellen, dass der Typ überraschenderweise doch kein Traumprinz ist. Die eine Kneipe eröffnen, ohne je einen Buchhaltungskurs belegt zu haben oder wenigstens einen Cocktail mixen zu können. Zum Glück kommt heute abend wenigstens „Revenge“, sonst müsste ich mich doch noch auf den Balkon setzen.