Famous Last Songs: die letzten Lieder von toten Musikern

"I have never failed to fail" – konnte man in dem Text schon Andeutungen auf Kurt Cobains baldiges Lebensende finden? Wir zeigen die letzten Songs, die Musiker vor ihrem Tod aufgenommen hatten.

Im finalen von Kurt Cobain aufgenommenen Song, „You Know You’re Right“, singt er: „I always knew it would come to this /Things have never been so swell/ I have never failed to fail“. Ob der 1994 verstorbene Nirvana-Chef mit dem „Versagen“ auf seine eigene Lebenssituation hinwies, bleibt Spekulation.

Wir zeigen die letzten Lieder von toten Musikern – darunter solche wie Cobain, die Selbstmord begingen; aber auch von jemandem wie Nick Drake, über dessen Ableben bis heute gerätselt wird, ob es sich um einen Freitod handelte.

„Never speak a word again

I will crawl away for good

(…)

No thought was put into this

I always knew it would come to this

Things have never been so swell

I have never failed to fail“

– Nirvana „You Know You’re Right“

Der zuletzt aufgenommene Nirvana-Song war das Objekt eines langen Rechtsstreits zwischen Cobain-Witwe Courtney Love und den verbliebenen Bandmitgliedern Grohl und Novoselic. 2002 erschien der Track auf dem Best-of „Nirvana“. Im Rückblick wirkt es, als wäre Kurt Cobain in diesem Song zu seinem endgültigen Entschluss gekommen. Fans deuten „You Know You’re Right“ auch als Dokument eines Beziehungsendes zwischen Cobain und Love.

„Body that curls in and dies,

And shares that awful daylight,

Warm like a dog round your feet,

How I wish you were here with me now.

Hangman looks round as he waits,

Cord stretches tight then it breaks“

– Joy Division/ New Order „In A Lonely Place“

Vier Tage, bevor er sich erhängte, nahm Ian Curtis „Ceremony“ auf, den letzten Song mit seiner Band Joy Division. Auf allen erhaltenen Versionen ist seine Stimme nur teilweise oder leise zu hören. Wie von einem Geist wirkt sie auch auf der sakral-düsteren B-Seite „In A Lonely Place“, die die verbliebenen Bandmitglieder unter dem neuen Namen New Order, wie die A-Seite, neu einspielten.

„I’m growing old and I wanna go home

I’m growing old and I don’t wanna know

I’m growing old and I wanna go home.

A black eyed dog he called at my door

A black eyed dog he called for more.“

– Nick Drake „Black Eyed Dog“

In „Black Eyed Dog“, einem seiner letzten Werke, bezieht sich Nick Drake auf Winston Churchill, der seine Depressionen als schwarz(äugig)en Hund beschrieb. Umstritten ist, ob der Musiker die tödliche Dosis Antidepressiva versehentlich oder absichtlich einnahm. Schauspieler Heath Ledger, der ebenso mysteriös an Medikamentenwechselwirkungen starb, hatte seine Faszination für den britischen Songschreiber und die eigenen Depressionen kurz vor seinem Tod in einem Schwarz-Weiß-Video von Drakes Song ausgedrückt.

„A scar in the sky, it’s time to say goodbye

He withers on the beat, he’s dying

A white flag in my hand

A white boat in the sand

And it seems that there are no more songs.“

– Phil Ochs „No More Songs“

Polizeigewalt gegen Demonstranten bei der Democratic National Convention 1968 in Chicago, sowie der dort eingeschlagene Kurs der Demokraten – weniger linkspolitisch, pro Vietnam-Krieg – war eine herbe Enttäuschung für Phil Ochs. Seine Bitterkeit thematisierte der Idealist des Folk Revivals in „No More Songs“. Psychische Probleme und Alkoholismus sorgten dafür, dass der letzte Song seines letzten Studioalbums traurige Wirklichkeit wurde, als er sich 1976 selbst tötete.

„Now sweetie, please promise me

That you won’t sing

This sad song, grim augury“

– Danger Mouse und Sparklehorse feat. Vic Chestnutt „Grim Augury“

„Grim augury“ – düsteres Vorzeichen. Zwei der Beteiligten waren freiwillig aus dem Leben geschieden, als der Song auf dem Album „Dark Night Of The Soul“ im Juli 2010 erschien. Gastsänger Vic Chestnutt hatte sich an Weihnachten 2009 das Leben genommen, Sparklehorse-Kopf Mark Linkous folgte ihm drei Monate später freiwillig mit einem Schuss ins Herz. Beide hatten in ihrem Leben schon öfter Selbstmord in Erwägung gezogen, wie Chestnutt in einem seiner Lieder singt.

„I know what you want

I got what you need

Everybody’s trying to turn me into a suicide machine“

– Elliott Smith „Suicide Machine“

Ob sich Elliott Smith wirklich selbst mit einem Messer erstach, wird auch im Polizeibericht nicht endgültig geklärt. Vielleicht wird er posthum nur zu einer „Suicide Machine“ stilisiert, wie er im unveröffentlichten, ungewöhnlich fröhlich gestimmten Song feststellt. Smith wurde oft auf die dunkle, melancholische Seite seiner Musik festgelegt. Sein ständiger Kampf mit Depressionen, Paranoia und Drogensucht ist dafür und für die Suizidtheorie ein trauriger, aber glaubhafter Zeuge.

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