Facebook: Erster User-Exodus in der Firmengeschichte
Stürmische Zeiten im Metaversum: In der Welt der Tech-Giganten werden die Karten gerade neu gemischt. Das spürt Facebook vor allem auch an der Börse.
Am Hacker Way 1 hat es kräftig gescheppert. Unter dieser Adresse finden sich im kalifornischen Menlo Park sowohl die Zentralen von Facebook und Instagram als auch der futuristische, von Star-Architekt Frank Gehry entworfene Campus der Facebook-Mutterfirma Meta.
Nach der eher verhaltenen Zukunftsprognose von Firmenboss Mark Zuckerberg verlor der Social-Media-Gigant an einem einzigen Börsentag ein Fünftel seines Wertes. Ein Mega-Crash mit Rekordcharakter, bei dem sich 200 Milliarden US-Dollar vorerst in Luft auslösten.
Hat Facebook seinen Peak überschritten?
Nun veröffentlicht die „Washington Post“ einen Report, der einen Wachwechsel in der digitalen Welt andeutet. Zum ersten Mal in seiner 18-jährigen Geschichte verliert Facebook eine größere User-Zahl. Rund 500.000 Nutzer sind in den letzten drei Monaten des Jahres 2021 aus der Statistik verschwunden.
Die Gesamtzahl der täglichen Log-Ins liegt zwar weiterhin bei imposanten 1,93 Milliarden. Doch der Großteil des Verlustes kam aus aufstrebenden Social-Media-Märkten in Afrika und Südamerika. Da die Nutzerzahlen in den USA und Europa seit mehreren Jahren stagnieren, könnte dies einen Hinweis sein, dass Facebook weltweit seinen Höhepunkt erreicht hat.
Ein Wachwechsel mit popkultureller Dimension! Ist der „Sound“ von Facebook mittlerweile zu altbacken? Gerade bei jüngeren Menschen hat Facebook längt nicht mehr jene Bedeutung wie bei den Tech-Generationen zuvor. Auch vor dem Hintergrund des boomenden Wachstums bei der chinesischen (Tanz-)Videoplattform TikTok geriet die Aktie mächtig ins Trudeln. Von 323 US-Dollar sank der Kurs auf 243 US-Dollar. Beim Verfassen dieses Artikels notierte das Papier noch tiefer: auf 208 Dollar. Geht das nun wieder rauf? Oder bedeutet das der Anfang vom Ende, fragten sich die Finanzstrategen.
Alle Hoffnung ruht auf Metaverse
Meta-Boss Mark Zuckerberg hofft derweilen auf das nächste große Ding. Sein Vorstoß in die virtuelle Realität, kurz „Metaverse“ genannt, soll schon bald für fette Rendite sorgen. Dafür hat er Milliarden in die Facebook Reality Labs investiert, die ebenfalls auf dem Gelände in Menlo Park angesiedelt sind. Diese haben im vierten Quartal 2021 3,3 Milliarden Dollar verloren und nur 877 Millionen Dollar Umsatz gemacht. Laut Zuckerberg kommt in diesem Jahr der turnover. Die Investitionen sollen sich auszahlen.
„Im letzten Jahr ging es darum, die Weichen für die Zukunft zu stellen“, sagte er auf der Bilanzkonferenz. „In diesem Jahr steht die Umsetzung an. Wir werden konkret zeigen, wo wir hinwollen“. Dabei räumte er „Herausforderungen“ ein. „Die Menschen haben eine große Auswahl, wie sie ihre Zeit verbringen wollen, und Apps wie TikTok wachsen sehr schnell“, musste er zugeben.
Es wird ein Jahr unter besonderer Beobachtung. Denn ob die – bislang etwas wolkigen – VR-Projekte von Facebook ebenso zünden, wie einst das vergleichsweise simple Message-, Bild- oder Video-Posting, muss sich noch zeigen.