Fabulieren im Breitwandformat
Mit seinem ersten Roman frönt Pulitzer-PreisträgerDAVE BARRY dem literarischen Aberwitz - und hat doch gleichzeitig schon das kommerzielle Hollywood-Kino im Blick
Stephen King ist mit Barry befreundet Und guten Freunden gibt man, Ferrero sei dank, schon mal ein Küsschen. King taucht denn auch gleich zweimal auf in „Big Trouble“, dem ersten Roman des US-Starkolumnisten und Pulitzer-Preisträgers, in der „Danksagung und Warnung“ zu Beginn des Buchs und später auch noch einmal: Als die Handlung nämlich richtig Fahrt aufnimmt und sich zugunsten des Aberwitzes um Kategorien wie Wahrscheinlichkeit und Authentizität nicht mehr schert, fällt sogar einer Figur auf, hier gehe es fast so zu wie in einem dieser abgedrehten King-Romane.
Da wundert es gar nicht mehr, dass der so Angekumpelte sich seinerseits nicht lumpen lässt und eine Laudatio schreibt, die sich in Superlativen suhlt, das Buch gleich für das komischste hält, „das er in den letzten 40 Jahren gelesen“ hat. Und selbstredend ist er „dabei vor Lachen vom Stuhl gefallen“.
Zieht man die Marktschreierei mal ab, liegt der Horrormärchenonkel, der doch eigentlich gar keinen Spaß versteht aber gar nicht mal so falsch. Denn vor allem in der ersten Hälfte, wo Barry sich noch nicht im Hamsterrad der Handlung abstrampeln muss und mit dem hartgekochten, aber ironisch abgeschreckten Witz des Berufssarkasten das zeitgenössische Miami beschreibt, ist das absolut komisch: „Die Bar war düster und roch nach abgestandenem Bier… Alle Wände waren mit Namen und Telefonnummern voUgekritzelt, dazwischen ungeschickte, aber doch gut erkennbare Darstellungen von Genitalien. Puggy fühlte sich sofort zu Haus.“
Puggy ist einer von den Guten. Hier noch ein Böser: „Im Wohnzimmer zappte Arthur Herk pausenlos mit der Fernbedienung herum. Er tat das aus zwei Gründen: Zum einen ist der Instinkt zum Zappen tief in der männlichen DNA verwurzelt, zum anderen wusste er, dass seine Frau und seine Stieftochter das nicht ausstehen konnten.“
Tja, und dann die Handlung. Herk verteilt Bestechungsgelder fiir eine kriminelle Baugesellschaft Um seine Spielschulden zu begleichen, hat er Gelder veruntreut und soll, in seinem Business nicht unüblich, dafür umgebracht werden. Als ein erster Mordanschlag fehlschlägt, will er sich der Polizei stellen und seine Arbeitgeber ans Messer liefern. Um vom Police Department überhaupt Ernst genommen zu werden, kauft er beim lokalen Waffenschmuggler mit Sitz in jenem Lokal, in dem der Hobo Puggy sich so wohl fühlt, eine Bombe. Dummerweise ist es gleich eine Atombombe, hinter der auch die CIA her ist Zwei Penner, die von einer Dealerkarriere träumen, klauen die Bombe, weil sie Rauschgift darin vermuten. fersehentlich betätigen sie den Zeitzünder, der nun für den Rest des Buches immer wieder eingeblendet wird, damit man auch merkt, dass man beim Finale in Echtzeit dabei sein darf.
Und da sind wir denn auch schon bei der Schwäche des Romans. Am Ende langweilt man sich ein wenig, obwohl die Rasanz der Fabel immer nur zunimmt, weil man schon weiß, worauf es hinausläuft Dass nämlich der Autor schon beim Schreiben vor allem eins im Blick hatte: das konventionelle, kommerzielle Leinwandformat. Barry Sonnenfeld („Men in Black“ und „Schnappt Shorty“) sitzt denn auch längst dran. Schon im Herbst kommt „Big Trouble“ ins Kino.