Fabelhaftes Versehen
Den Erfolg ihrer komplexen Songs können sich The Sea And Cake selbst nicht recht erklären
Der Erfolg von The Sea And Cake, da ist sich deren Sänger und Gitarrist Sam Prekop sicher, ist ein einziges großes Missverständnis. „Ich halte es immer noch für ein fabelhaftes Versehen, dass wir Fans haben“, erläutert er lakonisch, „und ich bin nach wie vor fortwährend überrascht, überhaupt ein Lied schreiben, aufnehmen und live spielen zu können“.
Im Selbstverständnis ist Prekop eigentlich ein Maler; schon im Elternhaus war der Pinsel das künstlerische Werkzeug der Wahl, und so recht konnte die Gitarre nicht auf die zentrale Position im kreativen Werk Prekops vorrücken. „Ich wuchs in einem kreativen Mikrokosmos auf, erzählt er, „in dem die Musik erst sehr spät eine Rolle zu spielen begann.“ Die familiäre Prägung kann man hören: Mit seinen Kollegen Prewitt, Claridge und McEntire schafft Prekop daheim in Chicago seit 1993 unter dem Namen The Sea And Cake recht eigenbrötlerische Klänge aus Jazz-Fragmenten und Post-Rock-Geklingel, die jeder Vernissage als akkurate Beschallung dienlich wären. „Man würde meinen Songs und Gemälden wohl schon anmerken, dass sie von ein und derselben Person stammen“, bestätigt Prekop.
Das neue Album „Oui“ konzentriert die leisen Tugenden von The Sea And Cake in fragilen, bewusst unfertigen Liedskizzen. Folglich könnte man jetzt viel von Liedern wie Pastelltupfer und musikalischen Gemälden reden, doch Prekop hat’s nicht so mit Beschreibungen. „Ich habe immer Angst, dass jemand mal unsere Musik mit einem richtigen Begriff kategorisieren wird“, sagt er nicht ohne Ironie. „Dabei ist mir nur wichtig, dass meine Arbeit auf mich als Person verweist.“ Tut sie: Prekop spricht leise und introvertiert, seufzt unter dem schwierigen kommunikativen Prozess und ringt auch mal vergebens um eine Antwort. „Ich bin kein guter Gesprächspartner“, lautet die Selbsteinschätzung, „und oft tut’s mir richtig Leid, dass ich es meinem Gegenüber dermaßen schwer mache.“ So schlimm war’s gar nicht.