Exklusives Video: Making-of zum Soundtrack von „1899“
Komponist Ben Frost spricht im Making-of zur Netflix-Serie „1899“ über seine Arbeit am Score und gibt Einblicke in seine besondere Herangehensweise an die Produktion.
Im Making-of zur neuen Serie „1899“ der „Dark“-Showrunner Jantje Friese und Baran bo Odar spricht Komponist Ben Frost über seine Arbeit am Soundtrack und erklärt, was die Herangehensweise seiner Produktion so einzigartig gemacht hat.
„1899“ ist seit dem 17. November 2022 auf Netflix zu sehen.
Frosts Leitmotive während der Komposition des Soundtracks
Im Intro des Making-of beschreibt Frost sein Gefühl sowie die Ebene, auf der er sich während der Komposition wiederfand, als „Traumwelt“. „Sie [Die Traumwelt] ist nicht an die Realität gebunden. Das ist befreiend und ergibt endlose Möglichkeiten. Ich möchte mich so lange wie möglich in dieser Zone aufhalten.“
Als übergeordnete Themen der Serie nennt er Beziehungen im überdauernden Wandel von Zeit, Raum und Realität. In Anlehnung daran lief nach Frosts Erzählungen im Entstehungsprozess der Serie alles ziemlich unkonventionell ab. Der Komponist erhielt nicht, wie sonst üblich, das größtenteils abgeschlossene Projekt als Arbeitsgrundlage. Vielmehr begann Frost, gleichzeitig mit dem Großteil des Teams, auf Grundlage einer Idee am Soundtrack zu „1899“ zu arbeiten: „Während Kostüme entworfen und Sets gebaut wurden, komponierte ich“, erzählt er. Der Musiker beschreibt diesen gemeinsamen Start des gesamten Teams als „gehaltvoller“ und inhaltlich passend zum stetigen Wandel innerhalb der Serie.
„Der Gedanke, dass manche Figuren immer wiederkehren (…) brachte mich auf die Idee, die Musik (…) zeitlich zu verfremden“
Die gesamte Produktion ist vielschichtig: Nicht nur die Dialoge wurden in mehr als einem halben Dutzend Sprachen gleichzeitig, darunter Spanisch, Dänisch und Kantonesisch, gedreht, auch der Soundtrack vereint unterschiedliche Kulturen. An den Aufnahmen wirkten unter anderem das chinesische Perkussions-Ensemble „Tangram“ aus London, das „Sinfonietta Cracovia“-Orchester aus Krakau und Sänger*innen verschiedener Nationen mit. „Ich wusste, wenn ich diesen Weg einschlagen würde, würde ich zu etwas Neuem gelangen, etwas Seltsamem“, erklärt der Komponist über diese Herangehensweise.
Im Anschluss an die Arbeit mit den Ensembles brachte Frost die entstandenen Aufnahmen auf einen Fischkutter nach Island: Dort spielte der Komponist die Aufzeichnungen in verschiedenen Teilen des Schiffs durch Lautsprecher ab. Die entstandenen Klänge zeichnete er im Anschluss wiederum auf und erarbeitete daraus den finalen Soundtrack.
Frost über den Prozess der Verfremdung der Aufnahmen: „Meine Arbeit besteht darin, die Wahrheit zu sagen, während andere Elemente der Serie die Zuschauer*innen irreführen. Das Erschaffen der Realität um unseren Haupt-Cast herum, der Gedanke, dass manche Figuren immer wiederkehren, wie in einem Loop, brachte mich auf die Idee, die Musik zu nehmen und sie zeitlich zu verfremden. Ich machte Loops mit Stücken von analogen Bändern, die mit der Filmmusik bespielt wurden. Ich schnitt sie zu Loops zusammen, bis sie etwas Trockenes, Brüchiges hatten. (…) Man hat die seltsame Wahrnehmung, dass die Musik, die man hört, zurückgespielt wird. Dass die Musik selbst Teil dieses Mechanismus, dieser Erfindung ist.“ Den gesamten Soundtrack gibt es HIER.
Die Handlung in „1899“
Die Serie erzählt die Geschichte einer Gruppe europäischer Auswanderer*innen, die im titelgebenden Jahr auf einem Schiff, der „Kerberos“, nach New York City reisen und durch eine Verkettung von Ereignissen Teil mystischer Geschehnisse werden. Mit einem empfangenen Signal des vermissten Dampfers „Prometheus“ beginnt die Reise von Ärztin Maura Franklin (Emily Beecham) in Richtung Vergangenheit und vergessen geglaubter Geheimnisse. Zu unserem Interview mit Emily Beecham geht es HIER.