ESC-Nemo ein Satanist? Jetzt deuten sie sogar die Dornenkrone
Ein Geschenk aus Irland wird zum Aufreger in der Schweiz. Messias-Vorwürfe und Satanismus-Verdacht
Auch Tage nach dem ESC-Finale in Malmö hat sich die Aufregung um den Sieg von Nemo, des ersten non-binären Acts in der Geschichte des Wettbewerbs, nicht gelegt. Nun diskutieren Fans und Medien eifrig über die schwarze Dornenkrone, die Nemo bei der Siegerehrung auf dem Kopf trug. „Verhöhnt Millionen Christen“ zitiert das Schweiz Boulevardblatt „Blick“ die Angriffe aus dem Lager der rechtspopulistischen Volkspartei SVP.
Volkspartei-Jungchef Nils Fiechter (27) und Blogger Samuel Urech (40) haben über ihre sozialen Medien eine Kampagne gegen Nemo losgetreten. Fiechter rügt die Annahme eines „satanistischen“ Geschenks und die Verhöhnung vieler Christen. Urech wiederum gibt sich „erschüttert“ und fragt sich, ob Nemo sich als „Messias für Non-Binäre“ sehe. Diese Anwürfe kommen zu einer Zeit, in der man in der Schweiz gerade kontrovers diskutiert, unter welchen inhaltlichen und finanziellen Bedingungen die ESC-Finals 2025 ausgerichtet werden sollen.
Nemos stachliger Kranz ist eine Huldigung von Bambie Thug. Der Beitrag Irlands hatte Nemo nach der Endauswertung in großer Runde herzlich umarmt, als Zeichen einer Künstlerinnen-Freundschaft, die sich währen der ESC-Woche entwickelt hat. Bambie Thug hatte sich selber als „queere Hexe“ bezeichnet, die/der beim Auftritt im Fantasy-Outfit mit allerlei heidnischer Symbolik spielte.
Die Dornenkrone, die Nemo am Ende auf dem Kopf trug, hatte Bambie Thug bereits bereits in der Künstlerzone „Greenroom“ im Anschlag. Laut Medienberichten aus Irland wollte sich Bambie im Gewinnfalle theatralisch selbst krönen. Die spezielle Aufführung von „Doomsday Blue“ lässt sich durchaus als Leidensweg non-binärer Menschen interpretieren, auf den dann mit dem Jesus-Christus-Symbol aufmerksam gemacht werden sollte.
„Non-binärer Adel!“
Nemo und Babie Thug haben beim ESC in erster Linie um die Akzeptanz von non-binären Menschen gekämpft. Auf Instagram schrieb Bambie Thug: „Meine liebste non-binäre Person hat gewonnen. Ich bin mehr als stolz auf unseren Champion. Die Stimme, das Herz, die Seele, der Geist – non-binärer Adel!“ Bereits während der Vergabe der Punkte gratulierte Bambie Thug Nemo bei jeder Höchstzahl mit leuchtenden Augen.
Als sich heraus kristallisierte, dass Nemo für die Schweiz den ESC gewonnen hat, gab es kein Halten mehr. Beide fielen sich in die Arme und Bambie Thugs Dornenkrone landete auf Nemos Kopf. Im großen Überschwang geriet das symbolträchtige Accesoire dann ins große Rampenlicht – und sorgt nun für Attacken aus dem populistischen Lager.
Ohnehin wurden in der Schweiz alle Schritte der Biografie von Nemo Mettler durchleuchtet und Textzeilen wie „I went to hell and back, To find myself on track“ des Siegersongs „The Code“ ausgiebig interpretiert. Als die ESC-Kristall-Trophäe bei der Verleihung zu Bruch ging, und sich Nemo eine blutende Wunde an der Hand zuzog, sorgte das ebenso für großen Alarm, wie das verbotene Mitführen und Schwenken der Nicht-Binären-Flagge.
Auch jenseits der Extremdebatte um die Teilnahme der israelischen Sängerhin Edin Golan scheinen die Zeiten eines heiter-harmlosen Song-Wettbewerbs vorerst vorbei.