Erster Auftritt
ie US-Website onthesetofnewyork.com, die sich mit den tollsten NYC-Filmszenen aller Zeiten beschäftigt, listet natürlich auch ausführlich „Desperately Seeking Susan“ – Madonnas stilprägendes Leinwanddebüt aus dem Jahr 1985. Besonders die Ankunftssequenz im zentralen Port Authority Bus Terminal an der einst berüchtigten Ecke 42nd Street/8th Avenue dürfte eine ganze Generation von jungen Mädchen dazu inspiriert haben, verrückte Sachen in verrückten Klamotten in verrückten Metropolen zu machen. Zum Überhit „Get Into The Groove“ steigt das schrille GothicDiscoPunk-Modeding Susan (= Madonna) die Treppe in den wilden Großstadtdschungel hinauf. Eine turbulente Pop-Saga beginnt, die bereits zwei Jahre zuvor mit der Veröffentlichung des ersten Madonna-Albums begonnen hatte. Die Platte verkaufte aus dem Stand rund acht Millionen Einheiten. Kieksige Emanzipationshymnen wie „Holiday“,“Borderline“ oder auch „Physical Attraction“ orientierten sich am damaligen Disco-Underground und wurden von Liebhaber, DJ und HipHop-Schönling John „Jellybean“ Benitez als Mitproduzent mit dem nötigen Zeitgeist ausgestattet.
Die in Deutschland lebende US-Komödiantin Gayle Tufts verkehrte Anfang der Achtziger in derselben Queer-Szenerie wie die noch unbekannte Fiorucci-Verkäuferin Madonna Louise Ciccone. In einem Video-Mitschnitt aus dem Hipster-Club „Danceteria“, den Tufts neulich bei der Berliner Poptalkshow „Livekritik und Dosenmusik“ vorführte, wurde klar, wie stark die noch dilettantische Madonna sich in der Offkultur New Yorks bediente. Mit einem untrüglichen Gespür für Sounds und Trends begann auf diese Weise ihr jahrzehntelanger Siegeszug, der zuletzt -Ironie des Schicksals – mit allerlei Multimillionärs-Esoterik und „Botox-Fallen“ zu einem vorläufigen Ende gekommen ist. 30 Jahre Madonna als moderne Parabel -und eine der wichtigen Wegmarken der jüngeren Pop-Geschichte.