Erste Liebe mit Gitarren
The Bluetones hören nie auf - dazu mögen sie sich selbst viel zu gerne
Von London aus betrachtet liegt Hounslow am Ende der Welt – unmittelbar vor dem Flughafen Heathrow. In dieser Vorstadt-Tristesse gründeten 1994 vier Smiths– und Stone Roses-Fans die Band The Bluetones. „Hounslow ist kein Platz, dem man lange nachtrauert“, stellt Mark Morriss fest. Der Sänger des Quartetts lebt heute in Acton. Einen Song über das Nachbarhaus hat er schon geschrieben.
Doch „My Neighbour’s House“, die neue Single der Bluetones, ist ein politischer Song über die Gleichgültigkeit der Menschen angesichts weit entfernter Kriege – wie Bono möchte Morriss trotzdem nicht werden: „Dieses gönnerhafte Predigen finde ich ziemlich fragwürdig.“ Die Strahlkraft Sankt Bonos teilen die Bluetones ohnehin nicht. Das Debüt „Expecting To F7y“ verdrängte 1996 zwar Oasis von der Spitze der britischen Charts doch in den vergangenen vier Jahren lief es weniger gut. Mit dem letzten Album „Luxembourg“ versuchte die Band 2003 dann erfolglos und allzu offensichtlich, an das boomende Punk-Revival anzudocken. Auf dem neuen Album „The Bluetones“ geht es dagegen wieder sehr elegant und eloquent zur Sache quirlig, federnd, aber auch nachdenklich und herbstlich melancholisch.
Hat die Band nach dem Flop von „Luxembourg“ eine Krise durchlitten? „Wir haben in den letzten Jahren ein paar Dinge getrennt gemacht“, sagt Morriss, „aber es gab nie Pläne oder Überlegungen aufzuhören. Diese Band ist so etwas wie meine erste große Liebe – und die hat immer Vorrang.“ Wie in „Fade In/Fade Out“, das von einem Freund handelt, dem britischen Comedian David Walliams („Little Britain“): „Er hat im Juli den Ärmelkanal durchschwommen. In dem Song ist das eine Metapher für Schwierigkeiten im Leben: Um weiterzukommen, muss man sich auf die Sache konzentrieren, die einem wichtig ist“. Das haben die Bluetones mit ihrem fünften Album getan.