Eric Pfeils Pop-Tagebuch: Wind von der Papptafel
Ein Besuch der Ausstellung „The Look Of Sound“ mit Norman Seeffs Fotos von Musikern und Hollywoodstars in den 70er-Jahren.
Berühmte Platten-Cover-Artworks
Peinlich berührt schob Seeff das Foto seinem Agenten Bob Cato (so und nicht anders müssen 70er-Jahre-Agenten heißen!) unter der Tür durch. Cato aber liebte Seeffs Aufnahme, ebenso der Band-Gitarrist Robbie Robertson. Seeff notierte: „Fehler is king“, und wurde erst Grafikdesigner bei Columbia Records, später Art Director bei United Artists Records, wo seine Karriere so richtig Fahrt aufnahm. Zu seinen berühmtesten Albumhüllen jener Zeit zählen Joni Mitchells „Hejira“, Tom Waits’ „Nighthawks At The Diner“, „Stand!“ von Sly & The Family Stone und „Tusk“ von Fleetwood Mac.
Auf in den Ausstellungsräumen herumstehenden Monitoren werden in kurzen Filmen einige der Fotosessions dokumentiert. Seeff, optisch selbst dem kalifornischen Rockstar-Look der Goldenen Ära zugetan, organisierte seine Shootings gern als Partys, zu denen bis zu 200 Gäste geladen wurden. Meist wurde getrunken und getanzt, und immer verwickelte Seeff seine prominenten Kunden – darunter neben Musikern auch Hollywoodstars – während der Sessions in Gespräche: Billy Wilder erzählt, das Enervierendste am Filmdrehen seien mittelmäßige Schauspieler, Steve Martin mosert ironisch über die Sauferei während des Shootings, Al Green und Isaac Hayes singen zu ihren Platten mit, Joni Mitchell tanzt.
Die Interaktion mit den Künstlern, die man heute für normal zu halten geneigt ist, war damals völlig neu. Und immer wieder gab es Pannen: Mal sprang Sly Stone aus dem Bild heraus, ein anderes Mal ließ Seeff ein Objektiv auf dem Tisch vor Art Garfunkel liegen, bevor er abdrückte. Als unfreiwilliger Running Gag ist in den Filmen stets ein Assistent zu sehen, der durch Wedeln mit einer Papptafel Wind erzeugt. Manchmal ragt die Tafel auch ins Bild.
