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Eric Pfeils Pop-TagebuchKolumne

Eric Pfeils Pop-Tagebuch: Was tun bei Schreibblockade?

Hängen im Schacht? Billy Joel und Bob Dylan, Gillian Welch, Robert Forster und Gwen Stefani empfehlen verschiedene Ansätze

Folge 236

Eine Frage, die mir immer wieder in Kolumnisten-Seminaren gestellt wird, lautet: Welche Technik kann man anwenden, wenn einem mal nichts einfällt? Zwar bin ich mir nicht sicher, ob meine Lösung für jede und jeden geeignet ist, aber in meinem Fall hat es sich bewährt, zu Inspirationszwecken die Spülmaschine auszuräumen. In der Regel fällt mir dabei irgendetwas ein. Es führt zwar nicht immer zu einer Kolumne, aber manchmal kommt immerhin ein schöner Einkaufszettel dabei heraus. Doch Obacht! Die von mir empfohlene Technik birgt auch Frustrationspotenzial: Manchmal ist in der Spülmaschine schlicht gar nichts drin. Dann guckt man dumm, und der Schreibblockadenclown tanzt weiter fröhlich im Achteck.

Es gibt so einiges an schöner Kunst, die sich am Thema schriftstellerische Ladehemmung abarbeitet, den Coen-Brothers-Film „Barton Fink“ etwa oder Geoff Dyers Buch „Aus schierer Wut“. Auch in der Musikwelt greift man seit Jahren auf unterschiedliche Verfahren zurück, um sich aus der Umklammerung der Ideenabwesenheit zu lösen. Björk beispielsweise empfiehlt im Falle des künstlerischen Hängens im Schacht das Spazierengehen. Ihr mag es helfen, aber ständig dieses Spazierengehen, ich weiß nicht, das kann doch auch nicht immer die Lösung sein.

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Billy Joel erwähnte einmal, dass eine angenehme Aussicht (bevorzugt auf ein Meer) hilfreich beim Schreiben sei. Abgesehen davon, dass aus dieser Äußerung ein gehöriges Maß an Privilegiertheit dröhnt: Wenn man in Köln wohnt, ist das von Joel favorisierte Setting nur bedingt herstellbar. Da guckt man doch lieber in die Spülmaschine. Über den Countrysänger Garth Brooks wird berichtet, er kloppe, wann immer er nicht weiterkomme, Tennisbälle gegen die Zimmerwand. Vermutlich gibt es auch Musikerinnen und Musiker, die den Terror des weißen Papiers mit Luftballonknoten, Holzschnitzerei oder dem Schmieden von Garagentoren bekämpfen. Apropos … Die klassischste Methode zum Überwinden einer schweren lieddichterischen Blockade ist das Coveralbum. Im Falle Bob Dylans läutete das Nachspielen alter Blues-Stücke bekanntlich seine großartige späte Schaffensphase ein. Dylans anderer Kniff, das Stehlen und Überschreiben bereits existierender Songs, funktioniert aber ebenfalls gut. Auch Robert Forster half einst ein Album mit Coverversionen(„I Had A New York Girlfriend“) aus dem Tal der dichterischen Dürre. Dylan und Forster sind hier gegenüber Virginia Woolf oder J. K. Rowling (um zwei berühmte Schriftstellerinnen, die an Writer’s Block litten, zu nennen) klar im Vorteil: Ein Prosatext lässt sich nicht eben gut covern.


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Es gibt erstaunlich viele Songs über Schreibblockaden, aber kaum gute. Was einer gewissen Logik nicht entbehrt: Wo von Ideenarmut gesungen wird, sollte man keinen Funkenschlag erwarten. Eines der wenigen positiven, wenngleich eher unbekannten Beispiele ist Gillian Welchs 2003 veröffentlichtes „One Little Song“: „There’s gotta be a song left to sing/ Cause everybody can’t have thought of everything.“ Gleichwohl können Stücke über das Thema kommerziell erfolgreich sein: Der Pop-Rapper Just Jack schaffte es beispielsweise 2006 mit seinem Stück „Writer’s Block“ immerhin auf Platz 74 der UK-Charts. Auch das Video zu Gwen Stefanis „What You Waiting For?“ verhandelt das Thema. Stefani erhält darin immer wieder Anrufe ihres Produzenten Jimmy Iovine, der mit ihr den nächsten Hit produzieren möchte, doch die Künstlerin ist ideenklamm. Nachdem sie auf einen Aushang gestoßen ist, der Abhilfe verspricht, beginnt eine Reise durch „Alice In Wonderland“-Welten: In Kalifornien kennt man eben nur Extreme.

Erstaunlich oft wird das Ausbleiben von Inspiration im Punk/Hardcore-Umfeld thematisiert. Das hat natürlich etwas zu bedeuten, allerdings weiß ich nicht was. „Ist ja schön und gut mit diesen Liedern über Schreibblockaden“, mag nun die eine oder andere einwenden, „aber was ist mit Songs über Spülmaschinen?“ Nun, auch hier herrscht nicht eben Überschuss. Vielleicht wäre das ja eine gute Übung, um eine songschreiberische Blockade hinter sich zu lassen: ein Lied über eine Spülmaschine zu schreiben.

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