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Eric Pfeils Pop-TagebuchKolumne

Eric Pfeils Pop-Tagebuch: Bono mag U2 nicht

Barbra Streisand ließ ihren Hund klonen – und einige Anmerkungen zur persönlichen Auswahl der besten Alben aller Zeiten

Folge 237

Gestern fand ich auf meinem zugemüllten Desktop ein Do­kument mit dem Titel „Bono mag U2 nicht“. Das klang einigermaßen interessant. Ich öffnete die Datei, doch leider enthielt sie nichts weiter als diesen funkelnden Satz. Kurz machte sich Enttäuschung breit, dann fiel es mir wieder ein: Ich hatte vor einiger Zeit gelesen, dass Bono den Band­namen U2 nicht mag, und mir daraufhin diesen Satz als Erinnerungsstütze für ei­nen Pop­-Tagebuch-­Eintrag notiert. Auf meinem Desktop schlummern allerhand Dokumente mit derart schillernden Titeln. Mal handelt es sich um Songideen, mal um mögliche Kolumnentitel, in man­chen Fällen sind es auch Textrui­nen, die vor Ewigkeiten in sich zusammengefallen sind, aber nie gelöscht wurden.

Eine andere Da­tei, die dort seit Monaten herum­ gammelt, heißt „Barbra Streisand hat ihren Hund klonen lassen“. Mag Pop auch fad und vorherseh­bar geworden sein – er produziert doch immer noch sehr gute Pop­-Tagebuch-­Titel von boulevardesker Knalligkeit.

Aber eben nur das. Inhaltlich geben beide Meldungen wenig her: Natürlich mag Bono U2 nicht, ist ja auch kein schöner Name, wer woll­te schon so heißen? Man kann den Namen im Grunde nur hinnehmen, so wie früher, wenn in der fünften Klasse jemand mit Nachnamen Dödel hieß. Und selbstver­ständlich hat Barbra Streisand ihren Hund klonen lassen. Ich kenne noch ganz andere Leute, die ihre Hunde haben klonen las­sen, schließlich ist exzentrisches Verhalten längst nicht mehr das Privileg wohlhaben­der Sangesdiven. Weite Teile meiner Nach­barschaft verhalten sich absurder als die meisten aktiven Musiker. Letztere kom­men vor lauter Musikmachen ja zu gar nichts mehr; sind ja nicht leichter gewor­den, die Zeiten. Und davon abgesehen: Selbst wenn Barbra Streisand den Namen U2 doof fände und es Bono gewesen wäre, der irgendwen hätte klonen lassen, hätte ich nicht darüber schreiben mögen (es sei denn, der Geklonte wäre der U2­-Gitarrist gewesen).

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Lässt man die Beatles einfach mal komplett weg?

Konzentrieren wir uns stattdessen auf die Musik: Wie mancher andere habe auch ich in diesen Tagen meine Liste mit den 50 besten Alben aller Zeiten beim ROL­ LING STONE eingereicht. Dem waren schreckliche Wochen vorausgegangen:
So einen persönlichen Kanon kloppt man ja nicht mal eben über Nacht zusammen. Es sind entsetzliche, von strategischen Winkelzügen und Historisierungsdrang getriebene Gedanken­ und Planungsver­knäuelungen, mit denen man da zu tun hat: Knallt man einfach die zehn besten Platten der 60er­-Jahre, gewissermaßen die Ursuppe des Pop, in die Top Ten, und danach geht es querbeet weiter? Macht man sich mit unhörbaren Obskur­-Werken interessant? Lässt man die Beatles einfach mal komplett weg? Was ist mit Jazz? Gel­ten Best-­of-­Platten? Sind Soundtracks auch Alben? Warum lässt Gott zu, dass es Live­-Alben gibt? Müsste ich erst mal in Ruhe all meine Gilbert­-Bécaud-­Greatest-­Hits­-Plat­ ten in ein Ranking bringen? Warum wur­den Grunge und Britpop nicht verhindert? Ist vieles, was nach 1992 veröffentlicht wurde, überhaupt noch als Musik zu be­ zeichnen? Was ist mit U2 und Barbra Strei­sand? Können Hornissen weinen?

Und was ist eigentlich mit den Alben, die es nicht in die Liste geschafft haben? Wie bitte verfahren mit den Lieblingsplatten von Rockpile, NRBQ, Marianne Faith­full, EPMD, Manfred Maurenbrecher, Gui­ded By Voices, Love, Bongwater, Gene Clark, The Dream Syndicate, Lee Hazle­wood und Franz Josef Degenhardt, die ungelistet bleiben mussten?

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Die Frage der Fragen aber muss natür­lich lauten: Was ist überhaupt ein gutes Al­bum? Meine knappe Antwort: Eine Komposition aus beliebig vielen Stücken, von denen keins fehlen oder an eine andere Stelle rücken dürfte. Mit U2-­Alben kenne ich mich nicht aus. Aber Barbra Streisand hat 1973 ein Werk herausgebracht, das sich nach obiger Definition als Kandidat für die Liste qualifizieren könnte. Es heißt „Barbra Streisand … And Other Musical Instruments“. Frau Streisand singt hier Klassiker aus aller Welt, während allerlei drolliges Instrumentarium bearbeitet wird, darunter auch diverse Haushaltsge­räte. Music to clone your dog by.

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