Er kann seinen Hintern in jeder Sprache der Welt bewegen – Bon Jovi live
Rock-Gesten im Dutzend, ein Cadillac, weinende Frauen und Jons Wackelhintern. Im Münchner Olympiastadion begannen Bon Jovi ihre Deutschlandtour
Das Olympiastadion war ausverkauft. 62 000 Fans, die das erste Konzert der Open-Air-Tour von Bon Jovi in München sehen wollten. Drei Stunden lang Hits, Hits, Hits. Dazu Rock-Gesten im Dutzend, weinende Frauen und Jon Bon Jovis Wackelhintern. Die Band mag musikalisch auf der Stelle treten. Fürs treue Publikum funktioniert das Power-Rock-Rezept noch immer.
In knallengen Jeans, mit Lederjacke und schwarzer Gitarre steht der kleine Mann mit der wilden blonden Mähne auf der Bühne und ruft ins weite Rund: „Ich liebe diese Stadt.“ Natürlich ein Standardsatz; doch vielleicht meinen Bon Jovi es so.
Im „Diamond Circle“, dem kleinen Halbkreis direkt vor der Bühne, versammelten sich die Hardcore-Fans. Kostenpunkt für ein Ticket im Kreis: bis zu 450 Euro. Selbstredend war auch der „Circle“ ausverkauft. Zum monumentalen Auftakt ein tausendstimmiges Kreischen. Arme wedeln in der Luft. Glückselige Blicke. Das stundenlange Warten hat sich gelohnt. „That’s What The Water Made Me“ eröffnet das Konzert, und Jon spricht deutsch: „Guten Tag, München! Alles klar?“ Ende der Durchsage. Später haut er noch ein „Schatzi“ raus. Die Fans sind dankbar und jubeln.
Eine Zeitreise für Fans und Band beginnt. Mit einem Bühnenbild, das einer riesigen blauen Cadillac-Motorhaube nachempfunden ist. Statt eines Kühlers sind blinkende Monitore angebracht. Mal werden Windschutzscheibe und Lenkrad darauf projiziert. Mal alienartige, rote, weibliche Wesen.
Auf dieser blinkenden Hightech-Bühne wirken Bon Jovis Gesten recht old school: Mit breitem Grinsen hebt er die Gitarre und spielt den 1986er-Song „You Give Love a Bad Name“. Dabei springt er gekonnt in Bein-Spreiz-Pose und macht den Arsch-Wackler: „Ich kann meinen Hintern in jeder Sprache der Welt bewegen.“ Und immer wieder dreht er sich mit dem Rücken zum Publikum und breitet jesushaft seine Arme aus. Die Jünger jubeln noch lauter. Nur bei dem Song „Because We Can“ vom aktuellen Album „What About Now“ schwächelt die Stimmung ein wenig.
Nach einer guten Stunde und Hits wie „It’s my life“ geht die Sonne langsam unter. Wie in – gespielter? – Ektase kündigt Bon Jovi an, er könnte die ganze Nacht und bis zum nächsten Morgen Songs von den 15 Alben aus 30 Jahren Bandgeschichte spielen. Dass er es so wörtlich nimmt, damit hatte niemand gerechnet. Am Abend zuvor war in Wien bereits nach einer Zugabe Schluss. Im Olympiastadion hingegen folgte ein Hit auf den nächsten: Ob „Raise Your Hands“, „Little Runaway“, „Keep The Faith“ oder „Bed Of Roses“. Die 80er-Nostalgie der Original-Platten-Besitzer regiert. Menschen um die 20 sind hier eher selten anzutreffen.
Der 51 Jahre alte Bon Jovi reißt Witze übers Älterwerden im Rock: „Ich kann nicht so gut Tanzen wie Justin Timberlake, aber dafür gibt es uns schon länger als Justin Bieber und Justin Timberlake zusammen.“
Kurz vor seinem Abgang gegen 23:00 Uhr singt er sogar noch „Always“, während Backstage die Polizei dazu tanzt und die Dienstkameras gezückt werden. Auf die Bühne projiziert ist die Stadtsilhouette von München. Als nach einem großen Dankeschön das Licht ausgeht, brausen fünf schwarze Limousinen aus dem Großen Marathontor. In einem davon saß Bon Jovi. Sein nächster Stopp ist Oslo.