Entweder/Oder – Ayo
Sie spricht akzentfrei deutsch, wurde als Tochter einer rumänischen Roma vor ziemlich genau 28 Jahren in Frechen bei Köin geboren, heißt bürgerlich Joy Olasunmibo Ogunmakin, holte sich ihren Künstlernamen aus der Yoruba-Sprache ihres nigerianischen Vaters, lebt neuerdings mit Partner Patrice und Sohn Nile vorwiegend in Brooklyn und kann bereits auf eine große Fan-Gemeinde in Frankreich zählen, wo sie ihre Karriere nach vergeblichem Anlauf in London mit dem Debüt „Joyful“ auch startete und heute mühelos das Pariser Olympia am Stück ausverkaufen kann. Anders gesagt: Gäbe es Ayo noch nicht, ein Marketing-Mann mit glühender Globalisierungsfantasie hätte sie kaum besser erfinden können.
Musik, sagt Ayo mal eben so, habe sie zum besseren Menschen gemacht und ihr auch geholfen, eine von rassistischen Anfeindungen und der Heroinsucht ihrer Mutter beschwerte Kindheit und Jugend zu verarbeiten. Im Studio arbeitet sie gern schnell und möglichst live. Auch das aktuelle Album „Gravity At Last“brauchte nicht mehr als ganze fünf Tage in den 1977 von Island-Chet Chris Blackwell installierten Compass Point Studios auf den Bahamas. Halbwegs prominente Heiter wie Lucky Peterson (Orgel) und Dylan-Gitarrist Larry Campbell halfen Ayo dort, ihre reggaefizierten Soul-Pop-Vibes auch mal kräftig in Blues und Gospel zu tauchen. Fast schon auf dem Weg zum Nachtzug nach Paris, fand sie in Hamburg noch Zeit für ein paar schnelle Entscheidungen.
FRÜHLING ODER HERBST?
Frühling. Weil das immer mit einem Neuanfang verbunden ist. Frühling ist für mich wie Neujahr, nicht der 1. Januar, sondern der 21. März.
BÜHNE ODER STUDIO?
Ich komme von der Bühne und bin auch nur bis hierhin gekommen, weil ich dort wachsen konnte. Ich fühle mich auf der Bühne auch wohler. Weshalb ich im Studio auch gern so tue und aufnehme, als wäre ich auf der Bühne.
PARIS ODER LONDON?
Paris. London ist mir ein bisschen zu grau. Ich mag die Energie in Paris und habe an die Stadt einfach auch viele gute Erinnerungen.
BOB MARLEY ODER JIMMY CLIFF?
Oh, das is ja gemein! Ich liebe Jimmy Cliff als Sänger, aber gegenübergestellt nehme ich dann doch Bob Marley. Weil er mehr war als ein Musiker. Fast ein Prophet (lacht). Er hatte mehr Tiefe und hat mehr Menschen angesprochen.
STADT ODER LAND?
Land. Stadt habe ich genug, wenn ich mit der Musik unterwegs bin. Ich mag Felder und so’n Zeugs und da spazierenzugehen.
Und gute Luft. Ich mache gern Urlaub auf Jamaika, auf der Farm eines Freundes.
SCHICKSAL ODER ZUFALL?
Ich glaube nicht an Zufälle. Alles im Leben hat seinen Grund.
NINA SIMONE ODER BILLIE HOLIDAY?
Auch gemein! Das geht ja gar nicht… (überlegt lange) Wahrscheinlich Billie Holiday, weil sie den Grundstein gelegt hat und viele ihre Lieder singen. Aber Nina Simone war einfach auch ’ne krasse Songschreiberin. Nee, tut mir leid, doch Nina Simone. Sie war innovativer als Holiday, die doch immer sehr ähnlich klang. Simone hat z.B. auch mal ein Album mit Reggae-Songs gemacht. Das war für ihre Zeit und ihre Generation einfach unglaublich…
DAS OLYMPIA ODER DAS APOLLO?
Das Apollo. Weil ich im Olympia schon gespielt habe und demnächst sieben Mal hintereinander da spielen muss und irgendwann ist doch auch mal gut…(lacht) Nein, ich liebe das Olympia. Und ich kann den Leuten da ja auch nicht in den Rücken fallen. Außerdem ist die Gegend da wunderschön.