Entspannte Spätzünder

Zehn Jahre nach der Gründung erscheint das Debüt von Junip, José González‘ erster Band.

Die sanfte Stimme, das virtuose Gitarrenspiel und seine Coverversion von The Knifes „Heartbeats“, die in einem Sony-Werbespot Verwendung fand, in dem viele bunte Bälle herumflogen: So ließe sich die Laufbahn des Singer-Songwriter José González kurz zusammenfassen. Der 32-jährige Schwede mit argentinischen Vorfahren hat sich mit seinen Alben „Veneer“ (2003) und „In Our Nature“ (2007) als ein würdiger Nick-Drake-Wiedergänger etabliert.

Doch lange vor Solokarriere, Werbespots und Tourneen musizierte er bereits als Junip mit seinen Schulfreunden, dem Schlagzeuger Elias Araya und dem Keyboarder Tobias Winterkorn. Erst vom Hardcore, später vom Sound der späten 60er-Jahre begeistert, blieb das Trio stets ein Bandraumprojekt. Was auch an González‘ plötzlichem Erfolg und den dazugehörigen Verpflichtungen lag: „Ich konnte nie Nein sagen. Wenn mir Auftritte angeboten wurden, habe ich sie angenommen – häufiger, als ich sollte.“ Vor zwei Jahren verkrochen sich Junip schließlich doch noch in Winterkorns kleinem Heimstudio in der Nähe des Göteborger Hauptbahnhofs und begannen an neuen Songs zu arbeiten. Zu jenem Zeitpunkt existierte die Band bereits über zehn Jahre.

Bei den Sessions entstand das Debütalbum „Fields“: „Es ist vor allem sanft und harmonisch – eine Platte, die niemandem weh tun will. Die von äthiopischer Folklore beeinflusste Rhythmik wird von analogen Moog-Synthesizern und sphärischen Gitarrenriffs überlagert und natürlich von Josés geschmeidigem Timbre. Junip strahlen jene Weichheit und Ruhe aus, die man auch von González‘ Soloplatten kennt: „Es ist eben eine Stimmung, die aus mir herausströmt und vermutlich auch meine Mitmusiker infiziert hat“.

Für ihn bedeutet Junip Freiheit: „Wenn ich allein arbeite, bin ich sehr auf mein Gitarrenspiel konzentriert, in der Band kann ich mich auf die anderen einlassen.“ Diese entspannte Haltung begann im Studio. „Eigentlich sind wir ja eine Instrumental-Band“, erklärt Winterkorn. „Wir improvisieren und wählen dann die besten Passagen aus, diese arrangieren wir später zu den Songs – und am Ende schreibt José die Texte, bis sich aus Track, Gesangsmelodie und Worten das fertige Stück ergibt.“ Dank dieser Arbeitsweise klingen Junip nicht wie eine herkömmliche Pop-Band, statt des Intro-Strophe-Refrain-Aufbaus wandern sie einfach von einem musikalischen Moment zum anderen. „Für uns ist es so, als würden wir gerade mit der Band anfangen, auch wenn es sie schon sehr lange gibt“, sagt Winterkorn.

Vielleicht lassen sie sich bis zum nächsten Album nicht so viel Zeit.

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