ELVIS ERLEBEN
Bela B. liest kongenial "Last Train To Memphis"
Spätestens am Ende der offiziellen Graceland-Tour, wenn man vor dem Küchenfenster steht, am Grabstein des Kings und seiner Eltern, wenn dann der Guide wieder von den Rekorden erzählt, von den verkauften Schallplatten, die aufeinander gestapelt einen Turm bis zum Mond ergeben würden, spätestens da wird einem angesichts der andächtig Schluchzenden klar: Totzukriegen ist er nicht, begreifen kann man ihn und seinen Appeal auch kaum.
Über Elvis, königlich herrschend von 1956 bis 1960, besitzt wohl jeder die eine oder andere Biografie. Das amtliche Werk in zwei Bänden schrieb Peter Guralnick.
Er ist Fan, schreibt aber wie ein Historiker. Sein Ton ist sachlich, er ging bei seinen Recherchen irrsinnig tief. „Last Train To Memphis“ (Bear Family Records) ist ein Biogramm über Elvis Zeit und das komplette Umfeld. Die Balance zwischen Liebe und Pathos, Politik und Geschichte gelingt Bela B. Felsenheimer beim Audio-Book kongenial, wenn er da liest: „1950 in Memphis war das Radio eine Art Wunderlampe musikalischer Perspektiven und Stile.“
Nicht zufällig eröffnete Sam Phillips sein Sun-Studio in Memphis. Aufgezogen mit Muddy Waters, Elmore James et al spaziert Elvis also eines Tages dorthin, nimmt für Mama eine Platte auf, geht dann zu RCA, auf größere Bühnen, bricht alle Herzen usw. Bis zum Tod der Mutter, nach dem nichts mehr war wie vorher, und so kommt die Geschichte nach einem Dutzend CDs, nach 17 Stunden Spielzeit zum vorläufigen Ende. Teil zwei, „Careless Love“, erscheint bald. Das wird kein mit wunderlichen Früchten beladener Güterzug aus dem fernen Land, sondern eben 1958 bis 1977: Army in Deutschland, Filme zum Vergessen, Vegas, das Korsett und die Cheeseburger.