Elton John: Neue Pop-Klassiker
Das sind großartige Songs, ohne Ausnahme, auch wenn die Qualität des Songwritings zurzeit allgemein flau ist. Wer Sänger ist und auf das Material von Songschreibern angewiesen, der wird nicht gerade auf Holland-Dozier-Holland oder Bacherach-David zurückgreifen können. Man schaue sich das Niveau heutiger Songs an und frage sich, ob sie eines Tages Klassiker sein werden. In 99 Prozent der Fälle ist die Antwort: mit Sicherheit nicht. Aber zumindest diese Auswahl werde ich bis an mein Lebensende spielen.“
1. „Thunder On The Mountain“ Bob Dylan, 2006
Seine Stimme hat immer polarisiert – er ist nicht gerade Tony Bennett -, aber keiner kann so phrasieren wie er. Und niemand kann einen so zum Lachen bringen. Wenn er mit dieser Stimme zu singen anfängt, muss ich jedenfalls immer lachen. Das Album war aber eine Vorlage für uns, als Leon (Russell) und ich das neue Album machten. Irgendeinen Track von diesem Dylan-Album musste ich wählen.
2. „Back To Black“ Amy Winehouse, 2007
Sie ist für mich Dusty Springfield: Dieses kleine Mädchen aus Nord-London ist eine alte Seele – und irgendetwas kommt aus ihr heraus, das schlichtweg sensationell ist. Ich sah sie live in London, und sie war unglaublich – eine der besten Shows, die ich je gesehen habe. Und ich sagte ihr das auch. Ich sagte: „Ich habe alle großen Sängerinnen gesehen“ – und sie gehört definitiv dazu.
3. „Love The Way You Lie“ Eminem, 2010
Er bringt mich immer zum Lachen, und er bringt mich zum Nachdenken. Aber sein größtes Talent besteht darin, Rap mit großartigen Melodien zu verknüpfen. Der Refrain – wo Rihanna einsteigt – hebt ab. Er ist für mich die Nummer eins unter den Rappern.
4. „Vibrate“ Rufus Wainwright, 2003
Das ganze Album ist ein Meisterwerk, das Bestand haben wird – ein Meilenstein der populären Musik in Amerika. Textlich ist Rufus eine Klasse für sich, und ein wundervoller Pianist ist er auch. Man kann ihn einfach nicht festnageln: Er macht Solo-Shows, er macht die Judy-Garland-Hommage, er macht dieses Album nach dem Tod seiner Mutter. Er geht seinen ganz eigenen Weg. Dieser Song hat alles, was man sich wünscht: Witz, Pathos, eine romantische Ader und natürlich eine wundervolle Melodie.
5. „Brothers“ Hot Chip, 2010
Ich spiele die Nummer nonstop, seit sie veröffentlicht wurde. Ich bin ein Fan von elektronischer Musik, aber Hot Chip fallen aus dem Rahmen – sie setzen nicht nur auf Boom-boom-boom. Der Sänger hat eine etwas wehleidige Stimme, an die man sich erst gewönnen muss, aber wenn man erst mal in der Nummer drin ist, ist sie fantastisch.
6. „She Said“ Plan B, 2010
Sein erstes Album war Rap, aber inzwischen hat er eins wie Amy Winehouses „Back To Black“ gemacht. Er singt wie der klassische Soul-Mann, Sixties-style. Großartige Grooves.
7. „Australia“ The Shins, 2007
Ich war skeptisch, bis ich den Film „Garden State“ sah (zu dem die Shins zwei Songs lieferten). Sie erinnern mich an Crowded House: viele große Melodien, hervorragende Musiker. Sie sind besser als das meiste, was sonst aus dem Indie-Lager kommt.
8. „Say You Will“ Kanye West, 2008
Als dieser Track erschien, hatte ich von Auto-Tune die Nase voll. Aber das hier war eine Überraschung, eine wirklich sexy Platte. Er rappt ein bisschen, aber letztlich ist es eine Vokal-Aufnahme mit alten Drum-Maschinen. Für mich das 2008er Gegenstück zu Marvin Gayes „Let’s Get It On“.
9. „When You Were Young“ The Killers, 2006
Ich denke, sie sind eigentlich mehr eine europäische Band als eine amerikanische – sie haben eine Schwäche für Dance-Music. Und einer von Brandon Flowers‘ Idolen ist Neil Tennant von den Pet Shop Boys.
10. „Bad Romance“ Lady Gaga, 2009
Lady Gaga ist ein echtes Talent. Ich hätte genauso gut „Telephone“ wählen können. Als ich das Rainforest-Benefiz mit Bruce Springsteen machte, sagte er: „,Bad Romance‘ ist ein unglaublich guter Song.“ Ich könnte mir sogar vorstellen, wie er den Song singt. Musiker, die selbst Songs schreiben, denken alle, dass sie verdammt gut ist.